Thürheim, Andreas Joseph Gf. von

Thürheim Andreas Joseph Gf. von, Offizier und Schriftsteller. Geb. Eferding (OÖ), 17. 5. 1827; gest. Schloss Weinberg (OÖ), 23. 12. 1904.

Sohn des Rtm. Joseph Ferdinand Gf. v. T. (1794–1832) und von Leopoldine Gfn. v. T., geb. Gfn. v. Starhemberg (1793–1859), Neffe von →Louise Gfn. v. T.; ab 1866 mit Klothilde Marie Gfn. v. T., geb. Freiin v. Hennet (1834–1871), ab 1873 mit Sophie Gfn. v. T., geb. Freiin Zessner v. Spitzenberg (1844–1915), verheiratet. – T. trat 1837 in die Theresian. Akad. in Wien ein und wurde 1839 Edelknabe. 1844 als Kadett zum Pionierkorps assentiert, besuchte er den zweijährigen Kurs an der Pionier-Korpsschule in Tulln, trat 1846 als Lt. zur Inf. und dann zur Kav. über. 1849 Oblt. im 8. Ulanenrgt., blieb T. infolge seiner Sprachenkenntnisse bis zu seiner Pensionierung bei der Kav. und diente bei galiz. und kroat. Ulanen-, Chevaulegers- und Dragonerrgt.; 1854 Rtm. 1849 kämpfte er v. a. in Siebenbürgen gegen die Honvédarmee, 1850 nahm er an der Mobilisierung und dem Aufmarsch gegen Preußen als Ordonnanzoff. des Kmdt. der 1. Armee Ludwig Gf. v. Wallmoden-Gimborn teil. Diese Tätigkeit und ab 1855 die Funktion als Flügeladj. des FM Alfred I. Fürst zu Windisch-Graetz bewirkten seine jahrelange Verwendung bei militärdiplomat. Missionen. Aufgrund eines Gehörleidens, erlitten im Feldzug 1849, wurde er zwar 1857 noch zum Mjr. befördert, quittierte aber unter Beibehaltung des Militärcharakters seinen Dienst. T. machte sich v. a. als Militärschriftsteller und -historiker sowie als Verf. von Novellen einen Namen. Bereits 1861 erschienen seine ersten schriftsteller. Werke. Neben zahlreichen biograph. Arbeiten gilt „Feldmarschall Carl Joseph Fürst de Ligne“ (1877) als sein militärbiograph. Hauptwerk. Von kultur- und militärgeschichtl. Wert sind seine beiden Bde. „Reminiszenzen, Fragmente eines Tagebuchs“ (1861, 1864). Erwähnenswert sind auch seine „Gedenkblätter aus der Kriegsgeschichte der k. k. oesterreichischen Armee“ (2 Bde., 1880). Seine wohl bedeutendste Veröff. „Licht- und Schattenbilder aus dem Soldatenleben und der Gesellschaft“ (1876) erschien anonym, wurde aber von Beamten des KA zweifelsfrei als Publ. T.s identifiziert. T. führt die Reihe der österr. Militärschriftsteller und -dichter an, die mit Carl Frh. v. Torresani einen gewissen Höhepunkt erreicht hatte und sich bis Rudolf (Pfersmann) v. Eichthal fortsetzte. 1851–66 Rechtsritter des Malteserordens, 1851 Kämmerer, erhielt er u. a. 1877 den Orden der Eisernen Krone III. Kl., 1880 die Große goldene Medaille für Kunst und Wiss. sowie 1881 das Kommandeurkreuz des großherzogl. hess. Ordens Philipps des Großmütigen.


Werke: Weitere W. (s. auch Wurzbach; Hinrichsen; Broucek – Peball): Die Reichsgf. und Herren von T., 1895.
Literatur: Tages-Post (Linz), Linzer Volksbl., 25. 12. 1904; Brümmer; Wurzbach (m. W.); A. Hinrichsen, Das literar. Dtld., 2. Aufl. 1891 (m. W.); Ph. v. Blittersdorff, in: Oö. Männergestalten aus dem letzten Jh., ed. E. Straßmayr, 1926, S. 158ff. (m. B.); P. Broucek – K. Peball, Geschichte der österr. Militärhistoriographie, 2000, S. 622ff. (m. W.); KA, Wien.
Autor: (P. Broucek)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 14 (Lfg. 65, 2014), S. 315f.
geboren in Eferding
gestorben in Kefermarkt

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