Tichy, Karol Maria Józef

Tichy Karol Maria Józef, Maler, Kunstgewerbler und Architekt. Geb. Bursztyn, Galizien (Burštyn, UA), 2. 2. 1871; gest. Warschau, Gen.gouvernement (Warszawa, PL), 27. 11. 1939; röm.-kath.

Sohn des Apothekers Jan T. (gest. 1889) und von Franciszka T., geb. Ursel; ab 1896 verehel. mit Irena Kwiatkowska. – T. besuchte die Gymn. in Bochnia und Krakau/Kraków (Matura 1889) und stud. anschließend bis 1891 an der Krakauer Schule der Schönen Künste u. a. bei Feliks Szynalewski und 1891–93 an der Münchner ABK bei Gabriel v. Hackl; 1890–91 stud. er zusätzl. an der Univ. München Jus. 1893–95 hielt er sich in Paris auf, wo er seine Ausbildung an der École des Beaux-Arts u. a. bei Léon Bonnat fortsetzte; 1896 ließ er sich in Krakau nieder. 1904–39 unterrichtete T. – unterbrochen u. a. durch Krakau-Aufenthalte – an der Warschauer Schule der Schönen Künste und leitete dort die Ateliers für Malerei und Keramik; 1923 auch Dir. Zusätzl. organisierte und leitete er 1918–23 in Warschau staatl. Kurse für Zeichenlehrer. Sozial engagiert, beteiligte sich T. (oft als Jurymitgl.) an verschiedenen Komitees, Ausst. etc. Die meisten seiner maler. Arbeiten, die nicht selten symbol. Charakter haben, zeichnen sich durch Skizzenhaftigkeit und luminist. Effekte aus. T., der zahlreiche Porträts (viele in Kohle und Pastell) schuf, neigte in einigen seiner Zeichnungen zu gesteigerter Expressivität (z. B. Studie „Bildnis der Mutter“). Der Großteil seines maler. und zeichner. Œuvres wurde im 2. Weltkrieg vernichtet; einige Werke befinden sich in Privatsmlgg. sowie im Muz. Narodowe in Warschau (u. a. „Elegie“, um 1900). Ein weiterer bedeutender Tätigkeitsbereich T.s lag im Entwurf von Stoffen, Möbeln, Glasfenstern, Keramik etc. So stattete er 1902 den Ausst.raum der Vereinigung Sztuka für die XV. Secessions-Ausst. in Wien aus und nahm 1912 an der Ausst. für Gartenarchitektur und -innenarchitektur (Wystawa Architektury i Wnetrz w Otoczeniu Ogrodowem) teil (nach seinen Entwürfen wurden etwa der Flur und das Wohnzimmer des sog. Landhauses/Dworek ausgeführt). Sein Haus in Krakau versah er mit einer dem modernist. Klassizismus verpflichteten Fassade. Bekannt ist auch sein Wettbewerbsentwurf für die Kirche in Limanowa (in geometr.-neoroman. Formen), der 1909 ausgez. wurde. Ab 1901 war T. Mitgl. der Vereinigung der Poln. Künstler Sztuka, an deren in- und ausländ. Ausst. er mehrmals teilnahm (u. a. Wien und München), sowie Mitbegründer der 1901 in Krakau entstandenen Ges. für Angewandte Kunst (Towarzystwo Polska Sztuka Stosowana), die, von den Ideen der engl. Arts and Crafts Movement inspiriert, die Entwicklung der heim. Kunst fördern wollte. 1926 war er an der Gründung der Künstler- und Handwerkergenossenschaft Lad in Warschau beteiligt. Für sein Œuvre wurde er mit der Off.kl. des Ordens Polonia Restituta ausgez.


Literatur: Bénézit; Thieme–Becker; Vollmer; Polskie zycie artystyczne w latach 1890–1914, ed. A. Wojciechowski, 1967, s. Reg.; Polskie zycie artystyczne w latach 1915–39, ed. ders., 1974, s. Reg.; J. Korzeniewski, K. T. (zarys monograficzny), 1988; D. Crowley, National style and nation-state …, 1992, s. Reg.; D. und J. Ostrowscy, in: De gustibus. Studia ofiarowane przez przyjaciól T. St. Jaroszewskiemu z okazji 65. rocznicy urodzin, 1996, S. 145ff.; A. Szczerski, in: 2 + 3 D, 1, 2002, H. 2, S. 63ff.; Wielka Enc. PWN 27, 2005; K. Wolska, in: Szklo i Ceramika 64, 2013, H. 3, S. 25ff.
Autor: (T. Szybisty)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 14 (Lfg. 65, 2014), S. 338
geboren in Burshtyn
gestorben in Warschau

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