Tihanyi, Kálmán

Tihanyi Kálmán, Techniker, Physiker und Erfinder. Geb. Üzbég, Ungarn (Zbehy, SK), 8. 4. 1897; gest. Budapest (H), 26. 2. 1947.

T. absolv. 1913 die elektrotechn. Fachschule in Preßburg und maturierte 1915 in Waitzen (Vác). Im 1. Weltkrieg zunächst Res.off.anwärter in der Honvéd-Inf.div. 4, wurde er 1917 in den Rang eines Lt. erhoben und diente i. d. F. als Radiotechniker im Kriegshafen von Pola (Pula). Ab 1924 vertiefte er seine Kenntnisse u. a. bei dem Maschinenbauing. und Elektrotechniker Imre Pöschl an der TU in Budapest (ohne Abschluss). 1929–40 lebte und forschte er in England, Italien und Dtld., 1940 kehrte er nach Ungarn zurück. 1944 wurde er infolge seiner deutschlandfeindl. Einstellung verhaftet und monatelang in Untersuchungshaft gehalten. T. gilt als einer der Pioniere der Fernsehtechnik. 1926 reichte er in Ungarn den Patentantrag für das sog. Radioskop, ein vollständiges elektron. Fernsehsystem, ein. Nach einigen Verfeinerungen beantragte er 1928–29 weitere Patente für vollständige Fernsehsysteme mit elektron. Sender- und Empfängerröhren in Dtld., England, Frankreich und den USA. T.s Ideen stellten eine Lösung für ein Fernsehsystem, das auf dem Prinzip der kontinuierl. Elektronenemission mit Akkumulation und Lagerung von Sekundärelektronen beruhte, dar und trugen maßgebl. zur Entwicklung der Fernsehtechnik sowie zur zukünftigen industriellen Massenproduktion bei. Ob T. als alleiniger Erfinder des Ikonoskops, der Kameraröhre des Speichertyps, bezeichnet werden kann, ist dennoch fragl., da bislang nicht nachgewiesen ist, ob er selbst jemals eine funktionstüchtige Röhre gebaut hat. In Dtld. verhandelte er mit Telefunken und Siemens über die Produktion seiner Erfindung, Loewe AG und Fernseh AG kauften sein Patent. 1930 musste die RCA (Radio Corporation of America) sein amerikan. Patent erwerben, da es Ansprüche enthielt, die sich auf den Prototyp bezogen, an dem Vladimir Zworykin bei der RCA arbeitete. Des Weiteren entwickelte T. ab 1929 ein mit Infrarot-Strahlen gelenktes unbemanntes Luftfahrzeug für das Luftfahrtministerium in England. 1931 setzte er seine Arbeit in Genua fort, wo er diese Drohne für die Bedürfnisse der italien. Kriegsmarine adaptierte. In den 1930er- und 1940er-Jahren beschäftigte er sich in erster Linie mit der Erforschung und den Anwendungsmöglichkeiten der Ultraschalltechnol. Sein Radioskop wurde 2001 in das UNESCO-Weltdokumentenerbe aufgenommen.


Werke: s. M. Életr. Lex.
Literatur: M. Életr. Lex. (m. B., W. u. L.); F. Schröter, in: Hdb. der Bildtelegraphie und des Fernsehens, ed. ders., 1932, S. 61; V. Babits, A távolbalátás technikája, 1947, passim; P. Vajda, Nagy magyar feltalálók, 1958; ders., in: Technikatörténeti Szemle 7, 1973–74, S. 81ff.; ders., Magyar Alkotók – Creative Hungarians, 1975, S. 64ff.; Magyarok a természettudomány és a technika történetében, ed. F. Nagy, 1986; K. Tihanyi Glass, in: Technikatörténeti Szemle 20, 1993, S. 173ff.; Magyar tudóslex., 1997 (m. L.); K. Tihanyi, in: Magyar Tudomány 45, 2000, S. 774ff.; A. Abramson, Die Geschichte des Fernsehens, 2002, s. Reg. (m. B. u. L.); Magyar nagylex. 17, 2003; Gy. Horváth, in: Híradástechnika 59, 2004, Nr. 1, S. 52ff.; Zs. Bödok, Magyar feltalálók a távközlés történetében, 2005, S. 109ff.; Új magyar életrajzi lex. 6, 2007 (m. L.).
Autor: (Á. Z. Bernád)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 14 (Lfg. 65, 2014), S. 342f.
geboren in Zbehy
gestorben in Budapest
ausgebildet in Waitzen
wirkte in Pula
wirkte in England 1929-1940
wirkte in Italien 1929-1940
wirkte in Deutschland 1929-1940
wirkte in Ungarn 1940
war Schüler elektrotechnische Fachschule in Preßburg -1913
war Student Budapesti Műszaki és Gazdaságtudományi Egyetem 1924

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