Than de Nemesapát, Károly Baron

Than de Nemesapát Károly Baron, Chemiker. Geb. Altbetsche, Ungarn (Becej, SRB), 20. 12. 1834; gest. Budapest (H), 5. 7. 1908; röm.-kath.

Sohn des Gutsverwalters János Than und dessen Gattin Ottillia Than, geb. Setény, Bruder von →Mór Than; ab 1870 mit der aus Westfalen stammenden Erwina Kleinschmidt (1849–1926) verheiratet. – T. nahm 1849 am ung. Freiheitskampf teil, trat danach als Lehrling in eine Apotheke ein und absolv. daneben seine Gymn.ausbildung in Szegedin (Szeged). Nach einjährigem Stud. der Pharmazie an der Univ. Pest wechselte er 1855 an die Univ. Wien, wo er med. und chem. Vorlesungen hörte; 1858 Dr. phil. Zunächst Ass. von →Josef Redtenbacher, arbeitete T. 1859 am Laboratorium Robert Bunsens in Heidelberg. Nach einem kurzen Aufenthalt in Paris bei Adolphe Wurtz kehrte er als Ass. Redtenbachers nach Wien zurück. 1859 habil. sich T. als Priv.Doz. an der Univ. Wien und wurde 1860 als Prof. für Chemie an die Univ. Pest berufen; 1865 Dekan, 1875 Rektor, 1908 emer. In seinen Anfängen bewährte sich T. als Phytochemiker und belegte 1859, dass die Substanz Rumicin mit Chrysophansäure ident ist. Danach folgten physikal.-chem. Arbeiten: T. bewies, dass dampfförmiger Salmiak komplett in zwei Komponenten aufgespalten vorliegt, und lieferte somit einen wichtigen Beitr. zur Dissoziationstheorie. 1867 entdeckte er Carbonylsulfid (COS), es gelang ihm auch dessen Herstellung im Labor. Weiters empfahl er, Ergebnisse von Wasser- und Mineralwasseranalysen in Form von Äquivalentgewichten anzugeben. Als verdienstvoll erwies sich sein Vorschlag, Kaliumhydrogencarbonat zur Titerstellung von Säuremaßlösungen (1889) sowie Kaliumhydrogeniodat als Urtitersubstanz der Iodometrie (1890) zu verwenden. Weiters arbeitete er über das im Muskelsaft vorhandene Kreatin, über Ozon und über die Bestimmung von Leuchtgas in der Luft. Einen wichtigen Beitr. lieferte sein 1887 vorgestelltes Konzept des molekularen Volumens von Gasen. Noch 1893 befasste er sich mit Fragen zur chem. Affinität und Valenz. T. ließ in Pest (Budapest) ein modernes Laboratorium errichten, begründete die erste Fachz. für Chemie in ung. Sprache „Magyar chémiai folyóirat“ und wurde Lehrer einer ganzen Generation bedeutender ung. Chemiker. Zu seinen Schülern zählten u. a. →Roland Eötvös, →Béla Lengyel v. Ebesfalva, Gusztáv Buchböck und Lajos Winkler. T. war ab 1860 k. M., ab 1870 o. Mitgl. der MTA (1887–1907 Präs. der math.-nat. Kl., 1907–08 Vizepräs.), 1862–71 Vizepräs., 1872–79 Präs. und ab 1896 Ehrenmitgl. der Ung. Naturwiss. Ges., ab 1869 Mitgl. des Landessan.rats, ab 1904 Ehrenmitgl. der med. Ges. von Budapest. 1872 kgl. Rat, wurde er 1892 in das Magnatenhaus berufen. 1868 erhielt er den Ignaz L. Lieben-Preis, 1873 den Orden der Eisernen Krone III. Kl., 1890 das Ehrenzeichen für Kunst und Wiss. sowie 1902 das Großkreuz des Franz Joseph-Ordens. 1896 Dr. h. c. der Univ. Budapest. 1908 wurde er in den Adelsstand erhoben.


Werke: s. Poggendorff 3–5; Markó.
Literatur: Das geistige Ungarn; Hirsch; M. Életr. Lex.; Poggendorff 3–5 (m. W.); Szinnyei; Wurzbach; F. v. Konek-Norwall, in: Chemiker-Ztg. 32, 1908, S. 673; Österr. Chemiker-Ztg. 11, 1908, S. 200; F. Szabadváry, Geschichte der analyt. Chemie, 1966, S. 260; ders., T. K., 1972 (m. B.); G. B. Kauffmann, in: Journal of Chemical Education 66, 1989, S. 213; L. Markó u. a., A MTA tagjai 1825–2002, 3, 2003 (m. B., W. u. L.); Die wiss. Welt von gestern …, ed. R. W. Soukup, 2004, s. Reg. (m. B.); E. Vámos, Kémikus emlékhelyek budapesti egyetemeken, Memorial sites of chemists at Budapest Univ., 2006, S. 52f.; Új magyar életrajzi lex. 6, 2007; ÖAW, UA, beide Wien.
Autor: (R. W. Soukup)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 14 (Lfg. 65, 2014), S. 286f.
geboren in Bečej
gestorben in Budapest

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