Tangl, Eduard Joseph

Tangl Eduard Joseph, Botaniker. Geb. Lemberg, Galizien (L’viv, UA), 20. 3. 1848; gest. Czernowitz, Bukowina (Cernivci, UA), 9. 7. 1905; röm.-kath.

Sohn des Wundarztes und Geburtshelfers Andreas (Andrzej) T. und von Anna T., geb. Frank. – Nach Besuch des Zweiten Obergymn. in Lemberg (Matura 1865) stud. T. Botanik an der dortigen Univ.; 1870 Dr. phil. 1871 habil. er sich mit seiner Arbeit „Beitrag zur Kenntniss der Perforationen an Pflanzengefässen“ (in: Sbb. Wien, math.-nat. Kl. 63, 1871, Abt. 1) für Anatomie und Physiol. der Pflanzen. Bis 1876 lehrte er als Priv.Doz. an der Univ. Lemberg Pflanzenanatomie, daneben wirkte er 1874–76 an der Höheren Landwirtschaftsschule in Dublany (Dubljany) als Prof. für Botanik und landwirtschaftl. Chemie. 1876 wurde T. zum ersten ao. Prof. für Botanik an die Univ. Czernowitz berufen. I. d. F. arbeitete er an der Einrichtung eines botan. Inst. und ab 1877 auch an der Anlage des Botan. Gartens der Univ., dessen Dir. er ebenfalls war; 1881 o. Prof. T.s bedeutendste wiss. Leistung ist die Entdeckung jener cytoplasmat. Verbindungen zwischen benachbarten Pflanzenzellen, die Eduard Strasburger 1901 Plasmodesmata nannte. 1879 beobachtete T. dabei interzelluläre Stränge aus Cytoplasma, welche die Zellen in Keimblättern der Brechnuss Strychnos nux vomica verbinden, und publ. diese bahnbrechenden Erkenntnisse 1880 in der Arbeit „Ueber offene Communicationen zwischen den Zellen des Endosperms einiger Samen“ (in: Jbb. für wiss. Botanik 12, 1879–81). In einer früheren Arbeit beschrieb T. Plasmakörper in den Epidermiszellen der Frauenschuh-Orchidee Cypripedium calceolus („Über eigentümlich geformte Plasmakörper in den Epidermiszellen von Cypripedium calceolus L.“, in: Lotos 24, 1874) und gilt somit auch als Entdecker der Leukoplasten. Insgesamt verf. er 1871–86 14 wiss. Arbeiten, mehrheitl. zur Pflanzenanatomie und -morphol. An der Univ. Czernowitz legte er ein reichhaltiges Herbarium der Bukowinaer Flora an. Ab 1877 war er Mitgl. der Prüfungskomm. für das Lehramt an Gymn. und Realschulen in Czernowitz, ab 1881 Gründungsmitgl. der Dt. Botan. Ges. sowie ab 1885 Mitgl. der Dt. Akad. der Naturforscher Leopoldina und ab 1888 der Zoolog.-Botan. Ges. in Wien.


Werke: Weitere W.: s. Köhler, 2007.
Literatur: Biograph. Jb. 10, 1907, S. 259f.; Finkel–Starzynski; Stafleu; Wurzbach (s. u. Karlmann T.); Botanik und Zool. in Österr. … 1850–1900, 1901, s. Reg.; Leopoldina 41, 1905, S. 66, 87; Science N.S. 22, 1905, S. 190; Botan. Ztg. 63, 1905, Sp. 272; G. Haberlandt, in: Berr. der Dt. Botan. Ges. 23, 1905, S. (16)ff.; J. H. Barnhart, Biographical notes upon botanists 3, 1965; Leks. historii Polski, ed. M. Czajka u. a., 1995; P. Köhler, in: Wiadomosci Botaniczne 48, 2004, S. 108ff.; ders. – D. J. Carr, in: Huntia 12, 2006, S. 169ff.; ders., in: Kwartalnik historii nauki i techniki 52, 2007, S. 75ff.; UA, Wien (m. B.).
Autor: (M. Svojtka)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 14 (Lfg. 64, 2013), S. 195f.
geboren in Lemberg
gestorben in Tschernowitz

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