Tauschek, Gustav

Tauschek Gustav, Techniker und Erfinder. Geb. Wien, 29. 4. 1899; gest. Zürich (CH), 14. 2. 1945.

Sohn des Schnittwarenhändlers Adam T., Bruder von Anna und Helene T.; ab 1932 mit Maria T., geb. Dobris, verheiratet. – Nach Besuch der Realschule in Wien 15 wurde T. 1915 zum Kriegsdienst eingezogen und legte 1917 die Kriegsmatura ab. An der Südfront eingesetzt, geriet er gegen Ende des 1. Weltkriegs in italien. Kriegsgefangenschaft, aus der er im August 1919 zurückkehrte. Bereits während der Gefangenschaft war es ihm mögl. gewesen, sich bei Vorträgen mitgefangener Techniker weiterzubilden, ein einschlägiges Stud. blieb ihm i. d. F. aufgrund der finanziellen Situation seiner Eltern versagt. Seinen Interessen konnte T. v. a. im damals neu eröffneten Techn. Mus. Wien nachgehen, in dessen späterem Dir. Josef Nagler er auch einen Bewunderer und Förderer finden sollte. Zunächst aber verdingte sich T. als Laufbursche in der Oesterr. Nationalbank. Abseits seiner eigentl. Aufgaben erfand er eine Maschine zur Herstellung von Guillochen, jenen ineinander verwickelten Ornamenten, die Wertpapiere fälschungssicher machen sollten. Dieses sein erstes Patent (1922) wurde ihm von der Nationalbank abgekauft und bildete den Ausgangspunkt für die Erfinderkarriere T.s. Auch seine weiteren Patente – Verbesserungen an Lochkartenmaschinen, die die Bank von der Fa. International Business Machine Corporation (IBM) anmietete – entwickelte er aus der Idee und seinem Vermögen heraus, die techn. Geräte seines unmittelbaren Arbeitsumfelds zu verbessern. Die Firma Rheinmetall im thüring. Sömmerda wurde auf T.s Patente aufmerksam und beauftragte ihn, eine Ser. von Rechenmaschinen herzustellen. Das 1928 gegr. Spartenunternehmen Rheinmetall Lochkarten G. m. b. H. wurde aber umgehend von IBM zur Absicherung der eigenen Monopolstellung in der Lochkartentechnik gekauft. Die Ser.produktion von T.s Rechenmaschinen blieb aus, die gefertigten Prototypen gelangten in seinen Besitz und später ins Techn. Mus. Wien. T.s weitere Erfinderlaufbahn ist eng mit der Firma IBM verknüpft, die Breitenwirkung seiner individuellen Leistungen aber unklar. 168 seiner über 200 Patente wurden von IBM gekauft, darunter eine Schriftzeichen lesende Maschine – T. nannte sie „Maschine mit Gesichtssinneffekt“ (1930) – und ein Magnettrommelspeicher (1933), der als Vorläufer der Computerfestplatte gilt. Sehr unklar ist die Biographie T.s ab etwa Mitte der 1930er-Jahre. Fünf Jahre war er bei IBM in New York tätig, behielt über seine konkrete Arbeit dort jedoch Stillschweigen. Sein letztes Patent ist eine Buchhaltungsmaschine (1937). T. reiste zwischen Wien und New York hin und her, bezog aber seinen Wohnsitz in der Schweiz. Über seine Tätigkeit während des 2. Weltkriegs ist bislang nichts bekannt.


Werke: Die Lochkartenbuchhaltungsmaschinen meines Systems, 1930.
Literatur: NDB; J. Nagler, in: Bll. für Technikgeschichte 28, 1966, S. 1ff.; M. Helfert u. a., G. T. und seine Maschinen, 2006 (m. B.).
Autor: (Ch. Stadelmann)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 14 (Lfg. 64, 2013), S. 215
geboren in Wien
gestorben in Zürich

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