Szapáry von Szapár Muraszombat und Szécsisziget, Gyula Gf.

Szapáry von Szapár, Muraszombat und Szécsisziget Gyula Gf., Politiker. Geb. Pest (Budapest, H), 1. 11. 1832; gest. Abbazia, Istrien (Opatija, HR), 20. 1. 1905; röm.-kath.

Sohn von József Gf. S. v. S., M. u. S. (geb. 3. 11. 1799; gest. 8. 9. 1871) und Anna Gfn. S. v. S., M. u. S., geb. Freiin Orczy (geb. 30. 7. 1810; gest. 18. 3. 1879), Neffe von →Franz Gf. S. v. S., M. u. S.; ab 1864 verheiratet mit Karoline Gfn. S. v. S., M. u. S., geb. Gfn. Festetics v. Tolna (geb. Pest, 12. 7. 1838). – Nach Absolv. des Gymn. stud. S. ab ca. 1849 Rechtswiss. an der Univ. Pest. 1861–94 gehörte er als Abg. dem ung. Reichstag an. 1866–67 war er Mitgl. des Ausschusses zur Vorbereitung des Ausgleichs. 1860–61 fungierte er als Vizegespan des Doppelkom. Heves und Külso-Szolnok. 1867–69 war er dort Stellv. des Obergespans und 1868–69 kgl. Koär. 1869 wurde er Min.rat im Innenmin., 1870–71 war er Staatssekr. im Min. für Verkehr und Öff. Arbeiten. 1873–75 bekleidete er das Amt des Innenministers in den Regierungen von →József Szlávy v. Érkenéz u. Okány und István Bittó. 1878–87 wirkte S. als Finanzminister im Kabinett von Kálmán Tisza, im April 1880 verwaltete er auch interimist. das Verkehrsmin. In seiner Amtszeit erreichte er die parlamentar. Unterstützung für die Konsolidierung der zerrütteten ung. Staatsfinanzen. Es gelang ihm – u. a. durch die Einführung einer neuen Verzehrssteuer sowie durch Investitionen zur Steigerung der allg. Steuerkraft – die Staatsschulden zu verringern. Diese Maßnahmen beschrieb er in der 1879 veröff. Schrift „Államköltségvetési tanulmányok“. 1889 übernahm S. das neu gegr. Landwirtschaftsmin. 1890 folgte er Tisza als Ministerpräs. und Innenminister nach. Seine Regierung erreichte den Ausgleich des Staatshaushalts sowie in Übereinstimmung mit der cisleithan. Regierung die Einführung der Gold- anstelle der bisherigen Silberwährung, die bereits durch den Ausgleich von 1867 festgelegt wurde. Weiters wurden Sozialgesetze zur sonntägl. Arbeitsruhe und zur Unfallversicherungspflicht für Arbeiter verabschiedet. Weniger erfolgreich war S. bei der Verstaatlichung der Verwaltung, die durch den Widerstand der oppositionellen Unabhängigkeitspartei vereitelt wurde, sowie in Fragen der Kirchenpolitik, da er die Einführung der obligator. Zivilehe und die Führung der Zivilmatrikel ablehnte. Aufgrund des daraus entstehenden Konflikts sowie des fehlgeschlagenen Versuchs, anlässl. der Enthüllung des Honvéd-Denkmals eine nachträgl. Versöhnung zwischen den Revolutionären von 1848/49 und der Dynastie zustande zu bringen, sah er sich 1892 zum Rücktritt gezwungen. Zwei Jahre später trat er gem. mit anderen Abg. aus Protest gegen die Liberalisierung der Kirchenpolitik aus der Regierungspartei aus und gehörte nur noch der Magnatentafel an. S. war 1857 Gründer und Vors. des Landwirtschaftsver. des Kom. Külso-Szolnok, 1876–89 Präs. des Ung. Wirtschafts-Landesver., 1897 Präs. des 2. Kath. Landes-Autonomie-Kongresses und 1904 Präs. der Ung. Allg. Kreditbank. Er erhielt 1875 den Orden der Eisernen Krone I. Kl. und wurde zum Geh. Rat ernannt; 1881 Ritter des Ordens vom Goldenen Vlies, 1892 Großkreuz des kgl. ung. St. Stephan-Ordens, 1900 kgl. Schatzmeister.


Werke: Weitere W.: s. Szinnyei.
Literatur: RP, 22. 1. 1905; Biograph. Lex. Südosteuropas; Szinnyei (m. W.); Wurzbach; Spoudchios (E. György), A helyzet és a S.-kormány, 1892; M. Csáky, Der Kulturkampf in Ungarn. Die kirchenpolit. Gesetzgebung der Jahre 1894–95, 1967, s. Reg.; A S.- és a Wekerle-kormány minisztertanácsi jegyzokönyvei 1890. március 16. – 1895. január 13., 1–2, ed. J. Lakos, 1999, passim; C. A. Donadello u. a., A muraszombati, szécsiszigeti és szapári S. család története, 2007; A. Vári, Herren und Landwirte. Ung. Aristokraten und Agrarier auf dem Weg in die Moderne 1821–1910, 2008, s. Reg.; UA, Budapest, H.
Autor: (I. Ress)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 14 (Lfg. 63, 2012), S. 116f.
geboren in Budapest
gestorben in Opatija

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