Suttner, Arthur Gundaccar Frh. von

Suttner Arthur Gundaccar Frh. von, Ps. M. A. Lerei, Schriftsteller und Ethnograph. Geb. Wien, 21. 2. 1850; gest. Schloss Harmannsdorf (NÖ), 10. 12. 1902; röm.-kath.

Sohn von Karl Gundaccar Frh. v. S. d. Ä. (s. u.), Bruder des Min.sekr. im Ackerbaumin. Carl Gundaccar Frh. v. S. d. J. (geb. Schloss Harmannsdorf, 22. 1. 1842; gest. Wien, 8. 12. 1889), Onkel von Marie Louise Freiin v. S. (s. u.); ab 1876 mit →Bertha Freifrau v. S. verheiratet. – Nach einem abgebrochenen Jusstud. in Wien (1868–73) und seiner von den Eltern missbilligten Hochzeit lebte S. ab 1876 für fast neun Jahre in Georgien, wo er Dt. unterrichtete und ab 1877 Presseberr. zum russ.-türk. Krieg für dt. und österr. Ztg. wie die „Neue Freie Presse“ verf. Außerdem veröff. er Reiseberr., Feuilletons und Romane, die zumeist im Kaukasus spielen. In Georgien war S. im Bauwesen tätig, half bei der Planung und hatte die Oberaufsicht beim Bau des Fürstenschlosses in Zugdigi inne. Seinen Hoffnungen auf einen gehobenen Regierungsposten in zarist. Diensten, seinen Kolonisierungsplänen und seinem Versuch, im Holzhandel Fuß zu fassen, war wie seinem Vorhaben, das georg. Nationalepos „Der Recke im Tigerfell“ von Schosta Rustaweli ins Französ. und Dt. zu übers., kein Erfolg beschieden. Nach der Aussöhnung mit seinen Eltern und der Rückkehr nach Österr. 1885 verwaltete S. die Güter und Steinbrüche seiner Familie. Aufgrund der immer stärker werdenden antisemit. Stimmung in Politik und Ges. gründete er 1891 den Ver. zur Abwehr des Antisemitismus nach Vorbild des im Vorjahr in Berlin gebildeten Ver. gleichen Namens und gewann dafür Prominente wie →Peter Ros(s)egger, Ludwig Ganghofer, das Ehepaar →Moritz Frh. Ebner v. Eschenbach und →Marie Freifrau Ebner v. Eschenbach, die Mediziner →Hermann Nothnagel und →Richard v. Krafft-Ebing, den Schriftsteller Rudolf Gf. v. Hoyos-Sprinzenstein, den Kunstmäzen Edmund Gf. Zichy, den Textilindustriellen →Friedrich Frh. v. Leitenberger d. J., →Eduard Sueß und →Johann Strauß (Sohn). 1892–96 gab der Ver. wöchentl. das „Freie Blatt“ heraus und leistete prakt. Arbeit, u. a. bot er Juden kostenlosen Rechtsschutz an. Die rasante Zunahme des Antisemitismus in Österr., insbes. in Wien, konnte der Ver. nicht aufhalten und versank in Bedeutungslosigkeit. Für seine späten Arbeiten fand S. kaum mehr Verleger. Er bemühte sich vergebl. um einen Red.posten bzw. um eine Aufstellung als RR-Kandidat der liberalen Partei. S.s Vater


Werke: Weitere W.: Daredjan. Mingrel. Sittenbild, 1886; Der Battono, 1886; Die Adjaren, 1888; Schamyl, 1890; Kinder des Kaukasus, 2 Bde., 1890–91; Sein Verhängnis, 1897; Die Tscherkessen, 1898; Gebrandmarkt, 1898; Der Erbe von Scharfeneck, 1900; Dory’s Roman, 1903; etc. – Marie Louise Freiin v. S.: Ihr Opfer, 1896; etc.
Literatur: NFP, 11. 12. 1902; Brümmer; Eisenberg 1; Hall–Renner; Kosch; Kosel 2; T. Nussenblatt, Ein Volk unterwegs zum Frieden, 1933, s. Reg. (m. B.); B. Hamann, B. v. S., 1986, s. Reg. (für alle Familienmitgl.); M. Enichlmair, Der Kaukasus im ausgehenden 19. Jh.: A. v. S. als Beispiel der dt.sprachigen Intelligenzija in Georgien …, phil. DA Wien, 1999. – Karl Gundaccar Frh. v. S. d. Ä.: Wurzbach. – Marie Louise Freiin v. S.: Brümmer; Kosch; MA 35, UA, WStLA, alle Wien.
Autor: (J. G. Lughofer)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 14 (Lfg. 63, 2012), S. 63f.
geboren in Wien
gestorben in Harmannsdorf

Lifeline