Svetlin, Wilhelm

Svetlin Wilhelm, Psychiater. Geb. Wien, 5. 5. 1849; gest. ebd., 24. 8. 1914; röm.-kath.

Sohn eines Laboranten. – Nach Besuch des Schottengymn. stud. S. ab 1867 Med. an der Univ. Wien; 1873 Dr. med. (als erster Absolvent der gesamten Heilkde.). 1874–77 war S. Ass. von →Maximilian Leidesdorf zunächst an der psychiatr. Abt. des AKH, dann an der 1. psychiatr. Klinik in der nö. Landesirrenanstalt in Wien. S., der auch von →Theodor Meynert gefördert wurde, übernahm 1878 die Leitung der Privatheilanstalt der Witwe des Rgt.arztes Dr. Pabst, die er ab 1880 als Dir. unter der Bezeichnung Privatheilanstalt S. für Nerven- und Gemütskranke führte. 1883–84 erfolgte unter S.s Planung ein Neubau in Wien 3 als erste eigens zur Unterbringung von Geisteskranken errichtete Privatanstalt in Wien, die S. 1890 bis zu einer Kapazität von über 60 Patienten erweiterte. Zu seinen Patienten, die aus aller Welt kamen, zählten der Komponist Hugo Wolf, →Karl Wilhelm Meixner und →Carl Eduard Schuch. Neben seinem Engagement auf dem Gebiet der privaten Anstaltspsychiatrie war S. Mitinitiator bei der Errichtung der Lungenheilanstalt für Tuberkulosekranke in Alland und machte sich um die Fürsorge verwahrloster Kinder verdient. In zwei ausführl. Berr. über seine Privatheilanstalt (1884, 1891) veröff. er zahlreiche Falldarstellungen sowie Grundsätzl. zur Anstaltsbehandlung und über künstl. Ernährung bei Nahrungsverweigerung. Die einzige umfangreichere Publ. neben weiteren fast ausschließl. Falldarstellungen ist „Ein Beitrag zur Lehre von der Katalepsie“ (in: „Archiv für Psychiatrie und Nervenkrankheiten“ 8, 1878). In seiner Schrift über „Die Frauenfrage und der ärztliche Beruf“ (1895) sprach er sich gegen die alleinige Zulassung zum Med.stud., jedoch für die Öffnung aller Stud.richtungen für Frauen aus. Reg.Rat S. war 1903–10 Präs. der Kinderschutz- und Rettungsges., danach deren Vizepräs., Vizepräs. des Ver. Heilanstalt Alland und in der ärztl. Standesvertretung tätig. 1896–1909 Vizepräs., 1909–14 Präs. des Wr. Med. Doktorenkollegiums sowie Präs. des Österr. Ärztever.verbandes, gehörte er auch dem Vorstand der Wr. Ärztekammer an.


Werke: Weitere W. (s. auch Eisenberg; Kreuter): Die Privatheilanstalt für Gemüthskranke auf dem Erdberge zu Wien …, 1884; Zweiter Ber. über die Privatheilanstalt für Gemüthskranke …, 1891; etc.
Literatur: NFP, 25., 27. 8. 1914; Voss. Ztg., 25. 8. 1914; Eisenberg 2 (m. W.); Fischer; Kreuter (m. W.); Ber. des Wr. Med. Dr.kollegiums … für das Jahr 1914, 1914, S. 5f.; WMW 64, 1914, S. 1996; Z. für Kinderschutz und Jugendfürsorge 6, 1914, S. 271; E. Shorter, in: Medical History 33, 1989, S. 149ff., bes. S. 164f.; UA, Wien.
Autor: (H. Gröger)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 14 (Lfg. 63, 2012), S. 71
geboren in Wien
gestorben in Wien
wirkte in Wien
wirkte in Alland
war Schüler Kaiserlich-Königliches Obergymnasium zu den Schotten in Wien
war Student Universität Wien 1867
war Mitarbeiter von Allgemeines Krankenhaus Wien 1874
war Vorstandsmitglied Ärztekammer für Wien
war Teilnehmer Genossenschaft der Bildenden Künstler Wiens (Künstlerhaus) 17.3.1902
war unterstützendes Mitglied Bildhauer-Vereinigung (Künstlerhaus) 1889

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