Svoboda, Václav Alois

Svoboda (Swoboda) Václav Alois (Wenzel Aloys, Wenceslaw Aloys), Ps. Vladybor, z Vulemilova, Wahrlieb, Schriftsteller, Übersetzer und Lehrer. Geb. Nawarow, Böhmen (Návarov, CZ), 8. 12. 1791; gest. Prag, Böhmen (Praha, CZ), 8. 1. 1849.

Sohn eines Bierbrauers, Onkel von →Karl S. – 1803–04 besuchte S. das Piaristengymn. in Jungbunzlau (Mladá Boleslav), wo sein Lehrer Dominik Kinský sein Interesse für Literatur weckte. 1805 wechselte er an das Gymn. in der Prager Altstadt, ging jedoch 1806–08 neuerl. in Jungbunzlau zur Schule. Nach der Matura absolv. S. 1808–10 die phil. Jgg. an der Prager Univ. und stud. danach Jus. Nach einem Jahr brach er jedoch das Stud. ab und wurde Erzieher bei Vincenz Zeßner v. Spitzenberg. 1814 inskribierte S., der mit →Václav Hanka und František Klicpera eng befreundet war, erneut Jus und bestand im selben Jahr die Lehramtsprüfung für das Gymn. Danach unterrichtete er Stilistik und latein. Literatur am Gymn. in Pisek (Písek), 1815–21 in Neuhaus (Jindrichuv Hradec) und danach am Kleinseitner Gymn. in Prag. 1848 wurde er in den Nationalausschuss gewählt, wo er für schul. Belange zuständig war. Selbst kinderlos, übernahm er die Vormundschaft für seinen verwaisten Neffen. Neben seiner Tätigkeit als Pädagoge schrieb S. zahlreiche Ged. auf Dt., Tschech. und Latein, tw. mit religiöser Thematik, anfangs in freiheitl.-patriot. Ton, der jedoch zunehmend national-konservativ wurde. S. übers. auch in und aus diesen Sprachen (z. B. Werke von Friedrich Schiller und Seneca, Ovid, Thomas v. Kempens „De imitatione Christi“ sowie Opernlibretti von Vincenzo Bellini, Friedrich v. Flotow und →Gaetano Donizetti). Er ist auch Verf. eines Dramas („Karel Škréta, malír“, 1841) und eines Opernlibrettos („Drahomíra“, 1848). Von tschech. Seite erntete er wegen seines dt.sprachigen Schaffens häufig starke Kritik. Nach einigen Forschern soll er Mitverf. der Königinhofer Handschrift, einer angebl. altböhm. Smlg. lyr.-ep. Gesänge und Ged., gewesen sein, die Hanka 1819 veröff., S. ins Dt. übers. und für die 2. Aufl. mit einer hist.-krit. Einleitung versehen hatte. Die Frage ihrer Echtheit sorgte um 1859 und neuerl. um 1880 für große öff. Aufregung.


Werke: Weitere W. (s. auch LCL): Hymnus in sacro-sancto Missae sacrificio decantandus – Lied zur heiligen Messe, 1840; Sanct Wenceslaw und Podiwin. Legende in böhm., teutscher und latein. Sprache, 1847. – Nachlass: Literární archiv PNP, Praha, CZ.
Literatur: Bohemia, 10., 11. 1. 1849; Goedeke, s. Reg.; LCL (m. W. u. L.); Masaryk; Otto; Rieger; Wurzbach; U. Horn, in: Der Humorist 2, 1838, Nr. 50, S. 198; A. Rybicka, in: Osveta 9, 1879, S. 801ff.; Literatura ceská 19. století 1, ed. J. Hanuš u. a., 2. Aufl. 1911, s. Reg.; F. Palata, Alma Roma 25, 1938, S. 21f.; K. Svoboda, Antika a ceská vzdelanost od obrození do první války svetové, 1957, s. Reg.; A. Bohác, in: Literární archiv 5, 1970, S. 274f.; V. Ron, in: Divadelní revue 1, 1990, Nr. 2, S. 49ff.; H. Šmahelová, in: Ceský casopis historický 100, 2002, S. 74f.; UA, Praha, CZ.
Autor: (V. Petrbok)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 14 (Lfg. 63, 2012), S. 76f.
geboren in Návarov
gestorben in Prag

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