Swoboda, Heinrich

Swoboda Heinrich, Historiker und Epigraphiker. Geb. Wien, 15. 10. 1856; gest. Praha, Tschechoslowakei (CZ), 13. 6. 1926; röm.-kath.

Sohn des Off. Julius S. und von Theresia S., geb. Göppert (gest. 1876); ab 1892 verheiratet mit der Sängerin Alma Budiner. – S. besuchte 1866–74 das Gymn. Kremsmünster, leistete danach den Militärdienst als Einjährig-Freiwilliger im IR 4 und begann noch im selben Jahr sein Geschichtsstud. an der Univ. Wien. 1879 Dr. phil. („Untersuchungen über die Quellen des Thukydideischen Geschichtswerkes, mit besonderer Berücksichtigung auf das 3. und 4. Buch“; gedruckt 1881: „Thukydideische Quellenstudien“). 1879/80 absolv. er Stud. in Berlin bei Johann Wilhelm Adolf Kirchhoff und Theodor Mommsen; 1880–81 erstellte er den Index für den 10. Bd. des „Corpus Inscriptionum Latinarum“. 1881/82 folgten weiterführende Stud. am Dt. Archäolog. Inst. in Athen (Reisestipendium des Min. für Kultus und Unterricht) sowie 1886/87 ein Aufenthalt am Dt. Archäolog. Inst. in Rom. 1884 Habil. für Alte Geschichte an der dt. Univ. Prag; nach einer vergebl. Bewerbung um eine Kustodenstelle in der Antikensmlg. des Kunsthist. Hof-Mus. in Wien 1889 wurde S. 1891 zum ao. Prof. für Alte Geschichte an der dt. Univ. Prag (ohne Gehalt) ernannt; 1899 o. Prof. für Griech. Altertumskde. und Epigraphik, ab 1911 für die gesamte Alte Geschichte. Spätere Berufungen an die Univ. Halle (1906, 1910) und Graz (1916, 1920) lehnte er ab. Ab 1894 war S. Mitdir. des neu eingerichteten Archäolog.-Epigraph. Seminars und ab 1911 Dir.; 1905/06 Dekan der phil. Fak., 1914/15 Rektor der dt. Univ. Prag, ab 1923 im Univ.senat. Neben seiner Lehrtätigkeit hielt S. Weiterbildungskurse für Mittelschullehrer ab und engagierte sich in den von der Univ. veranstalteten volkstüml. Hochschulkursen. S. war ab 1903 o. Mitgl. der Ges. zur Förderung dt. Wiss., Kunst und Literatur in Böhmen (später: Dt. Ges. der Wiss. und Künste für die Tschechoslowak. Republik), für die er bereits 1892–1902 als Geschäftsleiter tätig gewesen war (ab 1915 als Obmann der Abt. für Wiss. bzw. der Phil.-Hist. Kl. im Vorstand); 1921 k. M. der Akad. der Wiss. in Wien, 1924 k. M. der Ges. der Wiss. in Göttingen sowie o. Mitgl. des Österr. Archäolog. Inst. und k. M. des Dt. Archäolog. Inst. S. widmete sich in seinen Forschungen der griech. Geschichte, insbes. der Epigraphik, wobei er sich v. a. mit Staats- und Rechtsgeschichte beschäftigte. Als einer der ersten Forscher wandte er bei der Interpretation dieser Fragen Methoden der modernen Rechtswiss. an und pflegte diesbezügl. v. a. mit →Ludwig Mitteis einen fruchtbaren Austausch.


Werke: Weitere W.: s. Almanach.
Literatur: Prager Tagbl., 15. 6. 1926 (m. B.); Almanach Wien 77, 1927, S. 339ff. (m. W.); ’¿p¿t¿µß¿¿¿. H. S. dargebracht, 1927, bes. S. Vff. (m. B.); A. Rzach, in: Rechenschafts-Ber. über die Tätigkeit der Dt. Ges. der Wiss. und Künste für die Tschechoslowak. Republik im Jahre 1926 …, 1927, S. 21ff.; A. Stein, in: Biograph. Jb. für Altertumskde. 48, 1928, S. 34ff. (m. W.); A. Rzach, in: Sudetendt. Lebensbilder 2, ed. E. Gierach, 1930, S. 273ff. (m. B.); W. Weber, Biograph. Lex. zur Geschichtswiss. in Dtld., Österr. und der Schweiz …, 1984; M. Mader, 650 Jahre Prager Univ., phil. DA Wien, 1999, S. 97ff.; H. Krahnke, Die Mitgl. der Akad. der Wiss. zu Göttingen 1751–2001, 2001, S. 237, 310, 373; F. Fellner – D. A. Corradini, Österr. Geschichtswiss. im 20. Jh., 2006; P. Kolár, Geschichtswiss. in Zentraleuropa. Die Univ. Prag, Wien und Berlin um 1900, 1–2, 2008, s. Reg.; Archiv der ÖAW, AVA, UA, alle Wien; UA, Praha, CZ.
Autor: (M. Pesditschek)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 14 (Lfg. 63, 2012), S. 85f.
geboren in Wien
gestorben in Prag

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