Swoboda, Josef

Swoboda (Svoboda) Josef (Josef Václav, Josef Wilhelm), Ps. Nork, Schauspieler, Sänger und Theaterdirektor. Geb. Prag, Böhmen (Praha, CZ), 1806; gest. Berlin, Preußen (D), 7. 2. 1882.

Sohn eines Prager Bäckers; verheiratet mit der Sopranistin der Wr. Hofoper Angelika Rosalie S., geb. Peréchon (geb. Wien, 1816; gest. Frankfurt am Main, Freie Stadt/D, 1846), Vater des Schauspielers →Albin S. d. Ä., des Operettentenors und Charakterkomikers Karl S. (geb. um 1830; gest. Berlin, Preußen/D, 10. 4. 1905) und der Sängerinnen Angela Peréchon-Alsdorf (gest. 1881) und Mathilde Peréchon (1841–nach 1873). – Nach dem Gymn.besuch in Prag 1818–24 debüt. S. zunächst in tschech.-, dann in dt.sprachigen Vorstellungen am dortigen Ständetheater, an dem er bis 1829 blieb. Anschließend wechselte er an das Wr. Hofburgtheater und gastierte 1830 in Ofen (Budapest) sowie 1831 und 1833 in Prag. 1834 entschied er sich für eine Karriere als Opernsänger und debüt. noch im selben Jahr an der Wr. Hofoper. Es folgten Engagements am Theater in der Josefstadt (1834–35), in Neustrelitz und, gem. mit seiner Frau, in Leipzig, wo er an der Urauff. von Lortzings Oper „Zar und Zimmermann“ mitwirkte. 1837 war er Mitgl. der Opernges. Karl Friedrich Bethmanns (mit Auftritten in Meiningen, Rudolstadt, Halle an der Saale, Erfurt) und führte dann – erfolglos – eine eigene Opernges. in Meiningen, wobei er sich verschuldete und i. d. F. flüchten musste. 1838 wählte er offenbar aus diesem Grund das Ps. Nork, unter dem er, gem. mit seiner Frau, 1838–40 in Düsseldorf auftrat und 1838 in Breslau (Wroclaw) gastierte. 1840–48 wirkte er am städt. Theater in Frankfurt (1841 Gastspiel an der Wr. Hofoper). Später kehrte S. nach Wien zurück, wo er zunächst am Carltheater, dann als Spieltenor an der Hofoper tätig war und tschech. Vorstellungen am Theater in der Josefstadt initiierte. 1851 erhielt er die Konzession zur Errichtung einer tschech. reisenden Ges., deren Leitung er bis zu ihrer Auflösung 1852 seinem Sohn Albin überließ. 1853/54 und 1855–62 war er am Theater an der Wien engag., dazwischen führte er am Theater in der Josefstadt Regie. Ab 1862 wirkte S. als Regisseur des tschech. und dt. Schauspiels am Prager Ständetheater und am Interimstheater. Nach vergebl. Bemühungen um die Stelle des Dir. des tschech. Interimstheaters und die eines Regisseurs an der Wr. Hofoper wechselte er an das Münchner Aktien-Volks-Theater, 1867 an die Oper des Hamburger Stadttheaters, 1868 an die dt. Oper in Rotterdam, dann wieder nach Wien, wo er 1865–76 am Thalia-Theater tschech.sprachige Vorstellungen veranstaltete. 1877/78 war er Theaterdir. in Pest (Budapest), 1878 i. R. Während S. in seiner Zeit als Schauspieler in Wien und Prag sowohl als Liebhaber (etwa als Jaromir in Grillparzers „Die Ahnfrau“) wie auch als Komiker oder Held (z. B. als Kosinsky in Schillers „Die Räuber“) Anerkennung fand, konnte er sein Ziel, ein hervorragender Operntenor zu werden, nie völlig verwirklichen.


Werke: Weitere Rollen: Jan Dolinský (E. Schikaneder, Jan Dolinský); Lorenzo (W. Shakespeare, Der Kaufmann von Venedig); Fra Diavolo (D. F. E. Auber, Fra Diavolo); Max (C. M. v. Weber, Der Freischütz); Raimbaud (G. Meyerbeer, Robert der Teufel); Almaviva (G. Rossini, Der Barbier von Sevilla); Dejan (V. Hálek, Král Vukašín); Manlius (V. Hálek, Catilina); Severin (J. K. Tyl, Jiríkovo videní); etc.
Literatur: Alth, Burgtheater, s. Reg.bd.; Eisenberg, Bühne (s. u. Albin S.); Kosch, Theater-Lex.; Národní divadlo; Ulrich; Wurzbach (s. u. Wenzel Alois S.); J. K. Chmelenský, in: Casopis ceského muz. 2, 1828, Bd. 3, S. 121, 125, 132; ders., ebd. 3, 1829, Bd. 1, S. 125, 127, 130; O. Teuber, Geschichte des Prager Theaters 3, 1888, S. 565, 876; F. Pokorný, Vzpomínky a upomínky, 1895, S. 32f.; R. Lothar – J. Stern, 50 Jahre Hoftheater, 1898, S. 14; Neuer Theater-Almanach 13, 1902, S. 149; J. Kádár, A budai és pesti szinészet története 1812-ig, 1913, S. 255; V. Stein-Táborský, Dejiny venkovských divadelních spolecností, 1930, S. 49; J. Bartoš, Prozatímní divadlo a jeho cinohra, 1937, S. 79; V. K. Blahník, J. K. Tyla had z ráje, 1950, S. 198, 212; J. Vondrácek, Dejiny ceského divadla …, 1957, S. 35, 39; J. Knap, Umelcové na pouti, 1961, S. 16, 18.
Autor: (A. Scherl)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 14 (Lfg. 63, 2012), S. 87
geboren in Prag
gestorben in Berlin

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