Süss, Nándor

Süss Nándor (Ferdinand), Feinmechaniker, Optiker und Unternehmer. Geb. Marburg, Hessen (D), 25. 9. 1848; gest. Budapest (H), 1. 4. 1921 (Unfall, Ehrengrab: Farkasréti temeto).

S. arbeitete als Mechaniker an der Univ. Marburg, wo er sich aufgrund seiner hervorragenden Fachkenntnisse auf dem Gebiet der Feinmechanik einen Namen machte. 1876 berief ihn der ung. Kultusminister nach Ungarn, um an der Univ. Klausenburg eine Werkstatt für Instrumentenbau zu errichten. Damit wurde S. zum Begründer der Mechanikerausbildung wie auch der Feinmechanikind. in Ungarn. Ab 1884 Leiter der Staatl. Lehrwerkstätte für Mechanik in Budapest, verwirklichte S. eine moderne theoret. (Mathematik, Physik, techn. Zeichnen, Technol.) und prakt. Facharbeiterausbildung (Werkstattarbeiten). In der Lehrwerkstatt wurden wiss. Instrumente, darunter die weltbekannten Torsionswaagen von →Roland Baron Eötvös, hergestellt, die auf internationalen und auf Landesausst. mit Goldmedaillen ausgez. wurden (Budapest 1896, Brüssel 1897, Paris 1900). 1900 gründete S. einen eigenen Betrieb, setzte seine Unterrichtstätigkeit aber fort. Auch in seinem eigenen Unternehmen blieb die Ausbildung von Facharbeitern ein Hauptziel S.’ 1918 wurde die Fa. in eine AG umgeformt (Nándor Süss Präzisionswerkstätte AG; nach 1939 Magyar Optikai Muvek / MOM, die bis 1990 existierten). In seiner Werkstatt, die das Flaggschiff der ung. Feinmechanikind. bildete, erzeugte S. geodät. Instrumente, Theodolite, Nivellierinstrumente, Fernrohre und Demonstrationsapparate für Lehrzwecke. Die Lehrmittel wurden durch die Calderoni Handelsges. in der gesamten Monarchie verkauft. Während des 1. Weltkriegs belieferte er die Armee mit opt.-feinmechan. Instrumenten wie Spezialfernrohren, Periskopen, Entfernungsmessern etc. S. erwarb zahlreiche Patente auf seine Erfindungen und war als Experte und Fabrikant auf dem Gebiet der Feinmechanik sowohl in Ungarn als auch in Österr. anerkannt. Nach dem Zerfall der Monarchie setzte er seine Arbeit unverändert fort. 1921 kam er bei einem Straßenbahnunglück ums Leben.


Literatur: Pester Lloyd, 6. 4. 1921; Hegyvidék, 30. 1. 2002; M. Életr. Lex. (m. B.).
Autor: (S. Jeszenszky)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 14 (Lfg. 63, 2012), S. 35
geboren in Marburg
gestorben in Budapest

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