Strigl, Richard von

Strigl Richard von, Nationalökonom. Geb. Rokitzan, Böhmen (Rokycany, Tschechien), 7. 2. 1891; gest. Wien, 11. 11. 1942; röm.-kath.

Enkel des Obst. Karl v. S. (geb. Chräntschowitz, Böhmen / Chrancovice, Tschechien, 13. 10. 1813; gest. Graz, Stmk., 25. 12. 1906), Sohn des Obst. Edmund v. S. (geb. Pilsen, Böhmen / Plzen, Tschechien, 16. 7. 1865), Vater des Wirtschaftsstatistikers Dr. Richard S. (geb. Wien, 12. 7. 1924; gest. ebd., 4. 11. 1954). – Nach Besuch des Staatsgymn. in Laibach stud. S. ab 1909 Rechts- und Staatswiss. in Wien, 1914 Dr. jur., danach Rechtspraktikant beim Wr. Landesgericht. 1915–18 Kriegsdienst, zuletzt Lt. der Res. Ab 1920 arbeitete S. in der Industriellen Bez.komm., zu deren Gründern er zählte, später im Landesarbeitsamt in leitender Position. Er gehörte als einer der jüngsten Schüler Böhm-Bawerks (s. d.) zu den Vertretern der Österr. Schule der Nationalökonomie und war in den 20er Jahren einer der ständigen Teilnehmer des Privatseminars von Ludwig v. Mises. 1923 habil. er sich als Priv.Doz. für polit. Ökonomie mit der methodolog. Stud. „Die ökonomischen Kategorien und die Organisation der Wirtschaft“. Ab 1924 Mitgl. der staatswiss. Staatsprüfungskomm., 1928 ao. Prof. an der Rechts- und staatswiss. Fak., erhielt er 1930 auch einen Lehrauftrag für Volkswirtschaftslehre an der Hochschule für Welthandel in Wien. 1931 Habil. für Volkswirtschaftslehre, 1935 Vorstandsmitgl. der nationalökonom. Ges. und Kuratoriumsmitgl. des Österr. Inst. für Konjunkturforschung; 1940 außerplanmäßiger Prof. Nach dem „Anschluß“ 1938 wurde er seiner Funktion im Landesarbeitsamt enthoben und in die Abt. Statistik versetzt. S. verblieb jedoch als einer der wenigen Vertreter des austroliberalen Lagers in Österr. Seine Steuertheorie basierte auf inzidenztheoret. Fragestellungen, die er u. a. in dem Aufsatz „Zur Theorie der Steuerüberwälzung“ in dem Sammelwerk „Die Wirtschaftstheorie der Gegenwart“ (1928), hrsg. von Frank Albert Fetter u. a., veröff. 1937 erschien sein Lehrbuch „Einführung in die Grundlagen der Nationalökonomie“ (Reprint 2009). S., der zahlreiche Artikel in Fachz. publ., schrieb drei Beitrr. („Ertrag“, „Nachfrage“, „Tausch“) für das von Ludwig Elster u. a. hrsg. „Handwörterbuch der Staatswissenschaften“ (8 Bde., 1 Erg.Bd., 1921–29). Sein Hauptwerk, „Kapital und Produktion“ (1934, Reprint 2009), baut auf Böhm-Bawerks Konzept der Produktionsumwege sowie den konjunkturtheoret. Ansätzen von Mises’ auf. 1936 Dr. h. c. der Univ. Utrecht.


Werke: Weitere W.: Der Kapitalzins als Residual-Rente, in: Archiv für Sozialwiss. und Sozialpolitik 47, 1921, H. 3; Wirtschaftstheorie im Dienste der Wirtschaftspolitik, ebd. 60, 1928, H. 2; Angewandte Lohntheorie, 1926; etc.
Literatur: Kürschner, Gel.Kal., 1941; L. v. Mises, Erinnerungen, 1978, S. 66; F. Geißler, Österr. HK-Organisation in der Zwischenkriegszeit (1920–38), 2, 1980, S. 584; Vertriebene Vernunft, ed. F. Stadler, 1–2, 1987–88, s. Reg.; The Collected Works of F. A. Hayek, ed. P. G. Klein, 4, 1992, s. Reg.; Die österr. Schule der Nationalökonomie, ed. K. R. Leube, 1, 1995, S. 303 (m. B.); J. Feichtinger, Wiss. zwischen den Kulturen, 2001, s. Reg.; K. v. Blumenthal, Die Steuertheorien der Austrian Economics, 2007, s. Reg.; Website L. v. Mises Inst. (Zugriff 11. 9. 2009); Archiv der Wirtschaftsuniv., Materialiensmlg. ÖBL, UA, alle Wien; Mitt. Alice Strigl, Wien.
Autor: (I. Nawrocka)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 13 (Lfg. 62, 2010), S. 403f.
geboren in Rokycany
gestorben in Wien

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