Strobach von Kleisberg, Josef Frh.

Strobach von Kleisberg Josef Frh., Polizeidirektor. Geb. Haida, Böhmen (Nový Bor, Tschechien), 3. 12. 1803; gest. Oberdöbling, NÖ (Wien), 22. 1. 1890.

Nach dem Stud. der Rechtswiss. in Prag begann S. 1827 seine Berufslaufbahn als Konzeptspraktikant bei der Gen.polizeidion. in Venedig und war danach bei den Polizeikommissariaten von Vicenza und Verona sowie in der Kanzlei des Vizekg. von Lombardo-Venetien Erzhg. Rainer Josef (s. d.) in Mailand tätig. 1834 wurde S. als Unterkoär. zur Gen.polizeidion. Mailand, 1841 als Sekr. zur Gen.polizeidion. Venedig versetzt. 1848 wurde er dem zur Befriedung des lombard.-venezian. Kg.reichs entsandten Hofkoär. Hartig bzw. dessen Nachfolger Montecuccoli-Laderchi (beide s. d.) zugeteilt; er brachte während der Unruhen die geheimen Akten der Gen.polizeidion. Venedig in Sicherheit. 1850 wurde S. als Polizeirat zur Stadthauptmannschaft Prag versetzt, war ab 1852 Polizeidir. und Reg.Rat in Laibach, ab 1855 Polizeidir. in Linz und ab 1858 Leiter der Polizeidion. Mailand. 1860–70 leitete er als HR die Polizeidion. in Wien, wo er sich zunächst bei der Überschwemmungskatastrophe 1862 und während des Kriegs von 1866 profilierte. S. organisierte 1869 die Aufstellung der Wr. Sicherheitswache nach dem Vorbild der Sergeants de ville in Paris (Stud.reise 1867). Dieses uniformierte zivile Exekutivorgan ersetzte die Militärpolizeiwache. S.s Plan zur Formierung eines Polizeiagentenkorps für kriminalpolizeil. Zwecke wurde allerdings erst 1872 umgesetzt. S. war der erste Polizeidir., der einerseits die Presse zur Aufklärung von Verbrechen heranzog, andererseits wurde seine Amtsführung von jenen Journalisten, die in ihm einen Repräsentanten des alten absolutist. Polizeiregimes sahen, schonungslos kritisiert. Insbes. aufgrund seines starren Festhaltens am Konfidentenwesen mußte er im März 1870 den Angriffen von liberaler Seite weichen. 1854 erhielt S. das Ritterkreuz des Franz Joseph-Ordens, 1866 des Leopold-Ordens. 1867 wurde er in den Ritter- und 1870 in den Frh.stand erhoben.


Literatur: NWT, 11., Das Vaterland, 13. 3. 1870; NFP, NWT, WZ, 23. 1. 1890 (alle A.); Wurzbach; V. Bibl, Die Wr. Polizei, 1927, s. Reg.; Der österr. Bundes-Kriminalbeamte, ed. H. Dehmal u. a., 2. Aufl. 1934, S. 21; H. Oberhummer, Die Wr. Polizei 1–2, 1938, s. Reg.; ders., Die Angehörigen der Wr. Polizeidion. (1754–1900), 1939, s. Reg. (m. B.); E. Steinwender, Von der Stadtguardia zur Sicherheitswache 1, 1992, s. Reg.; AVA, Wien.
Autor: (H. Gebhardt)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 13 (Lfg. 62, 2010), S. 412
geboren in Haida
gestorben in Wien

Lifeline