Strobach, Paul von

Strobach Paul von, Bautechniker und Beamter. Geb. Bezno, Böhmen (Tschechien), 9. 3. 1776; gest. Wien, 14. 10. 1854; röm.-kath.

Sohn eines Maurermeisters. – S. besuchte die tschech. Schule in Bezno und war Singknabe am Dominikanerkloster in Gabel (Jablonné v Podještedí). Da ein Stud. aus finanziellen Gründen nicht in Frage kam, erlernte er das Maurerhandwerk bei seinem Vater und eignete sich ingenieurwiss. Kenntnisse teils im Selbststud., teils bei verschiedenen Baumeistern an, für die er u. a. als Architekturzeichner tätig war. 1795 trat er, zunächst unentgeltl., bei der Straßenbaudion. in Prag in den Staatsdienst und stieg i. d. F. zum 2. (1818) bzw. 1. Adjunkten (1821) auf, bevor er 1823 Straßenbaudir., 1832 Ober-Baudir. und Leiter der vereinigten Baudion. Böhmens wurde. S.s Bedeutung liegt sowohl im Bereich des Straßen- als auch des Wasser- und des Brückenbaus: Er förderte die Chaussierung von Straßen und bewirkte in seiner Amtszeit einen qualitativ und quantitativ beträchtl. Ausbau des böhm. Straßennetzes, das über die Landesgrenzen hinaus Vorbildwirkung hatte. So errichtete S., nach NÖ berufen, u. a. eine Musterstraße von Spitz nach Langenzersdorf. Auf dem Gebiet des Brückenbaus begann er zunächst mit der Errichtung steinerner Brücken anstelle der bislang meist hölzernen und war Erbauer der ersten großen Kettenbrücken in der Monarchie. Unter seiner Leitung entstand in Saaz (Žatec) die erste befahrbare Kettenbrücke auf dem europ. Festland, hinzu kamen u. a. Inundationsbrücken bei Laun (Louny), Podol und Podebrad (Podebrady), die K. Franzens-Brücke in Karlsbad (Karlovy Vary) und die K. Ferdinands-Brücke bei Beraun (Beroun). S. förderte die Schiffbarmachung von Moldau und Elbe und machte sich auch um das Prager Bauwesen verdient (Kais, Erweiterung des AKH, Prager Irrenhaus, Kleinseitner Gymn., Musterhauptschule, Amtsgebäude der Baudion., Pflasterung u. a.). Der Entwurf des Stadtplans für die damalige Vorstadt Karolinenthal (Prag) geht ebenfalls auf S. zurück. Nach seiner Pensionierung 1846 ließ er sich in Wien nieder. S. wurde mehrfach geehrt, u. a. 1829 Rat, 1835 w. Gubernialrat; 1843 nob. mit dem Prädikat „Edler von“.


Werke: Selbstbiographie, ed. H. Fuchs-Prag, in: Beitrr. zur Geschichte der Technik und Ind. 4, 1912, S. 196ff. (m. B.).
Literatur: Bohemia, 17. (Parte), WZ, 21. 10. 1854; Wurzbach; C. Matschoss, Männer der Technik, 1925; AVA, Wien.
Autor: (E. Offenthaler)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 13 (Lfg. 62, 2010), S. 411f.
geboren in Bezno
gestorben in Wien

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