Strobl, Alajos

Strobl (Stróbl) Alajos, Bildhauer. Geb. Liptóújvár, Ungarn (Liptovský Hrádok, Slowakei), 21. 6. 1856; gest. Budapest (Ungarn), 13. 12. 1926.

Sohn eines gräfl. Batthyán. Gutsverwalters, Bruder von Zsófia S. (s. u.). – S. stud. nach dem Gymn. ab 1874 an der Wr. Kunstgewerbeschule u. a. bei Laufberger (s. d.), 1876–81 (mit Unterbrechung) an der Wr. ABK bei Caspar v. Zumbusch. Für seine künstler. Entwicklung bestimmend war neben Zumbuschs organ. Monumentalität die lockere, französ. beeinflußte sensualist. Manier Victor Tilgners, die bei S. in gesteigerter, auch direkt durch Vorbilder aus Frankreich geprägter Weise lange dominierte. Sein typolog. weitgespanntes Œuvre umfaßt Porträts und Grabskulpturen sowie Denkmäler und Bauplastik in unterschiedl. Format; das Intime gelang S. dabei ebenso wie das Dekorativ-Erhabene. Großen Erfolg brachte 1878/79 die erste Fassung seines „Perseus“, wodurch S. rasch zum führenden Plastiker des ung. Späthistorismus avancierte. Es folgten zwei Attikafiguren (Spontini, Cherubini) für die Budapester Oper, 1881–84 die monumentalen Sitzstatuen Franz v. Liszts und Ferenc Erkels sowie die Sphingen für die Hauptfassade des Gebäudes. 1881 übersiedelte S. nach Pest (Budapest), wo er ab 1885 an der Meisterschule für Bildhauerei unterrichtete (1920 Dir.). Die zu dieser Zeit entstandene Statue des „Fandango“ (ehemals in der Budapester Redoute) markiert die perfekte Beherrschung neobarocker Tendenzen. I. d. F. erhielt S. bis zum Ende der Monarchie zahlreiche Aufträge für Denkmäler, die z. Tl. beachtl. Monumentalität erreichten (König-Matthias-Brunnen, 1904, Burgpalast, Budapest). Daneben erwies er sich als ebenso produktiver (ca. 300 Büsten) wie einfühlsamer Menschendarsteller, der die dekorative und repräsentative Aufbereitung mit subtilem spirituellem Ausdruck zu verschmelzen wußte (u. a. Porträts von Ferenc Pulszky v. Cselfalva und Lubócz, 1890, Marie Jászai, 1893). Einen Höhepunkt in dieser Richtung bedeutete auch die überlebensgroße Sitzstatue „Anyánk“ (1894), mit der S. eine Art Nationalikone schuf; bei der Pariser Weltausst. 1900 wurde er dafür mit dem Grand Prix ausgez. In den 1890er Jahren setzten eine zunehmende Formberuhigung und strengere Kompositionsweise ein, ohne daß das sinnl. Moment wesentl. zurückgenommen wurde. Mit dem Vordringen modern-westl. Ideale nach 1900 wußte S. problemlos Schritt zu halten. Das Denkmal Kg. Stephans des Hl., 1906 (Fischerbastei, Budapest), läßt die Tendenzen der „kubistischen“ Jahre spüren, und auch die schlichtere Modellierung bezeugt ungebrochene Schaffenskraft. Viele seiner Arbeiten befinden sich in der Magyar Nemzeti Galéria und im Történeti Múz., beide Budapest. 1906 wurde er mit dem Orden der Eisernen Krone III. Kl. ausgez., 1907 Komtur des Franz Joseph-Ordens. Seine Schwester, die Malerin Zsófia S. (geb. Krakau, Galizien / Kraków, Polen, 14. 5. 1860; gest. Budapest, 17. 9. 1941), stud. in Budapest und Wien, ab 1890 nahm sie mit ihren Arbeiten (Porträts, Genrebilder und Stilleben) an Ausst. teil. Ihre Werke befinden sich vorwiegend in ung. Privatsmlgg.


Werke: Weitere W.: s. u. Szuchy.
Literatur: M. Életr. Lex. (m. B.); Muvészeti Lex. I, II; Révai; Thieme–Becker; T. Szuchy, Liptóújvári S. A., 1941 (m. B. u. W.); L. Henszlmann, S. A., 1955 (m. B.); Magyar muvészet 1890–1919, 1, ed. L. Németh, 1981, s. Reg.; É. N. Pénzes, 125 éve született S. A., Budapest 1981 (Kat., m. L.); K. Lyka, Közönség és muvészet a századvégen, 2. Aufl. 1982, s. Reg.; ders., Szobrászatunk a századfordulón, 2. Aufl. 1983, S. 21f., 26; I. Nagy, in: Muvészettörténeti Értesíto 39, 1990, S. 16ff.; A. Tóth, Szeged szobrai és muráliái, 1993, s. Reg.; A historizmus muvészete Magyarországon, red. A. Zádor, 1993, s. Reg.; Lex. der Kunst 7, 1994; Aranyérmek, ezüstkoszorúk, Budapest 1995 (Kat.); L. Vízy, in: Muemléklap 5, 2001, H. 11–12, S. 16f.; L. Beke u. a., Magyar muvészet 1800–tól napjainkig, 2002, s. Reg.; K. Hatvas – M. Stróbl, S. A., 2003; Zeit des Aufbruchs, Wien 2003, S. 164, 217, 306 (Kat.); E. Révész, A magyar historizmus, 2005, s. Reg.; S. A. …, ed. G. Szatmári, Szeged 2006 (Kat.); ABK, Wien; Mitt. Eniko Buzási, Budapest, Ungarn. – Zsófia S.: Das geistige Ungarn; Muvészeti Lex. I, II; Thieme–Becker.
Autor: (W. Krause)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 13 (Lfg. 62, 2010), S. 413f.
geboren in Liptovský Hrádok
gestorben in Budapest
wirkte in Budapest 1881
war Student Kunstgewerbeschule Wien 1874
war Student Akademie der bildenden Künste Wien 1876-1881
war Professor Akademie der bildenden Künste Budapest 1885
war Direktor Akademie der bildenden Künste Budapest 1920
war Mitglied Österreichisch-Kaiserlicher Orden der Eisernen Krone
war Mitglied Österreichisch-Kaiserlicher Orden der Eisernen Krone 1906
war Mitglied Franz-Joseph-Orden 1907

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