Stroupežnický, Ladislav

Stroupežnický Ladislav, Schriftsteller und Dramaturg. Geb. Cerhonitz, Böhmen (Cerhonice, Tschechien), 6. 1. 1850; gest. Prag, Böhmen (Praha, Tschechien), 11. 8. 1892.

Sohn eines Gutsverwalters, Neffe von Marie Stroupežnická (s. u.). – S. besuchte die Realschule in Pisek (Písek). Nachdem er 1862 einen Mitschüler verletzt hatte und deswegen von der Schule verwiesen worden war, half er seinem Vater in der Gutsverwaltung. Im Glauben, einen Wilderer erschossen zu haben, verunstaltete er 1867 sein Gesicht. Nach längerer Kur arbeitete S. in einer Bank, im Archiv des Cerhonitzer Amts und ging kurzfristig auch anderen Beschäftigungen nach. Ab 1878 war er als Schreiber im Schul- sowie im Steuerreferat des Prager Magistrats tätig. 1882 wurde er Dramaturg am Nationaltheater und präferierte in dieser Funktion die zeitgenöss. französ. Dramen. Wegen seines schwierigen Charakters kam es oft zu Auseinandersetzungen mit dem Ensemble und dem Vorstand des Theaters. S. verf. zahlreiche hist. Theaterstücke und Lustspiele sowie satir. Genrebilder aus dem zeitgenöss. Dorfleben. 1887 verhalf er mit seinem berühmtesten Werk „Naši furianti“ dem tschech. realist. Drama zum Durchbruch. S.s Tante, die Schriftstellerin und Übersetzerin Marie Stroupežnická (geb. Pisek, Böhmen / Písek, Tschechien, 14. 8. 1808; gest. ebd., 25. 6. 1883), schrieb ab Ende der 1840er Jahre sentimentale und patriot. Ged., die als vielversprechende Versuche einer begabten Autodidaktin gewürdigt wurden. Sie verf. auch moral. Erz. und Dramen in pseudohist. Milieu und übers. dt.sprachige Trivialliteratur.


Werke: Weitere W. (auch s. u. LCL): Dramatická díla, 10 Bde., 1887–94; Z Prahy a z venkova, 1891; Dramatická díla, 2 Bde., ed. K. Rektorisová, 1945–46; etc. – Nachlaß: Literární archiv PNP, Praha, Tschechien. – Marie Stroupežnická (auch s. u. LCL): Boure aneb oucinky zlého svedomí, 1855; etc. – Nachlaß: Státní okresní archiv Písek, Písek, Tschechien.
Literatur: LCL (m. W. u. L.); Masaryk; Otto; Zlatá Praha 9, 1891/92, S. 471; Svetozor 26, 1891/92, S. 468; Literární listy 13, 1891/92, S. 333; Lumír 20, 1892, S. 288; J. Kamper, in: Casopis Mus. království ceského 74, 1900, S. 135ff., 75, 1901, S. 55ff.; Q. M. Vyskocil, in: Máj 9, 1910/11, S. 131ff.; J. Kvapil, O cem vím, 1946, s. Reg.; V. Tichý, in: L. S., Z Prahy a venkova, 1949, S. 229; V. Königsmark, in: Ceský jazyk a literatura 30, 1979/80, S. 175ff.; F. Cerný, Kapitoly z dejin ceského divadla, 2000, S. 139ff. – Marie Stroupežnická: Ceské noviny, 5. 7. 1883; LCL (m. W. u. L.); Otto; Wurzbach; Divadelní listy 4, 1883, S. 167; Otavan 5, 1883, S. 250; Urbánkuv vestník biografický 1883, S. 194.
Autor: (V. Petrbok)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 13 (Lfg. 62, 2010), S. 426f.
geboren in Cerhonice
gestorben in Prag

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