Stürgkh, Josef Gf.

Stürgkh Joseph Gf., Offizier. Geb. Graz (Stmk.), 28. 6. 1862; gest. Wien, 11. 1. 1946; röm.-kath.

Aus einem in der Stmk. begüterten adeligen Geschlecht stammend, Sohn von Karl Kajetan Gf. S. (1832–1888), Fideikomißbesitzer in Halbenrain, Klöch und Freudenau (Crnci), und Eleonore Gfn. Meraviglia-Crivelli (1836–1914), Bruder von Karl Gf. S. (s. d.). – S. wurde auf dem elterl. Gut in der Unterstmk. von Hauslehrern erzogen, absolv. das Obergymn. in Graz und war ein Jugendfreund von Erzhg. Franz Ferdinand (s. d.). 1880 trat er als Einjährig-Freiwilliger beim Feldjägerbaon. 27 in die Armee ein. 1881 Lt. der Res., wurde er 1882 Berufsoff. beim Feldjägerbaon. 8 und nahm an der Niederschlagung des Aufstands in Süddalmatien teil. 1884 wurde er für ein Jahr beurlaubt und besuchte 1886–88 die Kriegsschule. 1891 Hptm. im Gen.stab, stand er danach bei Div.stäben in Mostar und Linz sowie beim I. Korps in Krakau (Kraków) in Verwendung. 1893–96 war er Militärattaché in Bukarest und kam nach einem Jahr Truppendienst bei den Kaiserjägern in gleicher Funktion nach Berlin, wo er 1897 zum Mjr. befördert wurde sowie Flügeladj. des K. war. S. pflegte gute Kontakte zu K. Wilhelm II. und zur preuß. Armee. 1902 abgelöst, wurde er dem IR 97 in Triest zugeteilt (1904 Obst.), 1906 Kmdt. des Rgt. sowie 1910 GM und Brig.kmdt. in Brünn (Brno). Aufgrund eines Augenleidens mußte er 1912 vom Truppendienst zum I. Korpskmdo. in Krakau wechseln, wo er sich mit der poln. Frage befaßte. 1914 FML, entsandte ihn das Armeeoberkmdo. bei Kriegsausbruch als Delegierten in das Dt. Große Hauptquartier. In dieser Stellung geriet er in Gegensatz zu Conrad v. Hötzendorf (s. d.), dessen Auffassungen er überspannt fand und dem er später die Befähigung zum Gen.stabschef absprach. S. wurde daher im Mai 1915 seines Postens enthoben und mußte sich, da für den Frontdienst untaugl., mit der Inspektion der Kriegsgefangenenlager in Ungarn begnügen. 1917 wurde er mit dem Titel Gen. der Inf. beurlaubt und nach Kriegsende pensioniert. 1890 Kämmerer und Ritter des Dt. Ordens, aus dem er später jedoch austrat, erhielt er 1896 den Orden der Eisernen Krone III. Kl.; 1900 Ritter des Leopold-Ordens.


Werke: Im Dt. Großen Hauptquartier, 1921; Polit. und militär. Erinnerungen, 1922 (m. B.); Das Bündnis der Mittelmächte, in: Erinnerungen an Franz Joseph I., ed. E. R. v. Steinitz, 1931.
Literatur: Wer ist’s?, 1909; P. Broucek, in: Militärgeschichtl. Mitt. 8, 1974, H. 1, S. 109ff.; KA, Wien.
Autor: (A. Schmidt-Brentano)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 13 (Lfg. 62, 2010), S. 443f.
geboren in Graz
gestorben in Wien

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