Strambio, Gaetano d. Ä.

Strambio Gaetano (Cajetan) d. Ä., Mediziner. Geb. Cislago, Herzogtum Mailand (Italien), 20. 10. 1752; gest. Mailand, Lombardo-Venetien (Milano, Italien), 3. 5. 1831.

Sohn eines Arztes, Vater von Giovanni (s. u.), Großvater von Gaetano S. d. J. (s. d.). – Nach Abschluß des Gymn. in Lugano besuchte S. ein Priesterseminar in Mailand, aus dem er 1779 austrat. Ab 1772 stud. er Phil. und Med. an der Univ. Pavia; 1775 Dr. phil. und Dr. med. Zunächst praktizierte er in Carnago und Trezzo (Trezzo sull’Adda) und machte 1784–85 die ersten Untersuchungen über die seit 1782 in Italien v. a. unter der bäuerl. Bevölkerung auftretende aussatzartige Krankheit Pellagra. Seine Schrift „De pellagra ... Observationes in regio pellagrosorum nosocomio factae a calendis junii anni 1784 usque ad finem anni 1785“, 1786, erregte großes Aufsehen, und K. Joseph II. ernannte S. bereits 1784 zum Chefarzt des eigens für Pellagra-Kranke errichteten Spitals in Legnano, wo er bis zur Auflösung der Anstalt 1788 wirkte. I. d. F. kam S. als Primararzt an das Ospitale Maggiore nach Mailand, wo er die Abt. für Pellagra-Kranke übernahm und beweisen konnte, daß die Krankheit nicht – wie irrtüml. angenommen – ansteckend ist, daß sie aber nicht nur die Haut, sondern auch das Nervensystem und den Verdauungsapparat schädigt. S. setzte sich auch mit dem Brownianismus und dessen Reizlehre auseinander und publ. die Gegenschriften „Riflessioni … sul libro intitolato: Joannis Brunonis etc. elementa medicinae“ (1785, 1795f.). 1797 o. Prof., wurde S. 1810 zum Dir. des Spitals und der damit verbundenen Gebär- und Irrenabt. bestellt; 1816 i. R. S. versuchte, wenngleich wenig erfolgreich, die Verhältnisse der psych. Kranken zu verbessern, und strebte u. a. den Bau einer neuen Irrenanstalt an. Er befaßte sich mit Ursachen und Bedeutung von Fieber, mit Affektionen des Gehirns sowie mit Viehseuchen. Sein Sohn Giovanni S. (geb. Mailand, 4. 10. 1780; gest. vermutl. ebd., 11. 1. 1862) stud. ebenfalls Med. und faßte in seiner Diss. „Cagioni, naturae, sede della pellagra …“, 1824, die Lehren seines Vaters über Pellagra zusammen. Ab 1824 gab er die Fachz. „Annali della medicina fisiologico-patologica“, ab 1826 das „Giornale critico di medicina analitica“ heraus. 1857 wurde er mit dem Goldenen Verdienstkreuz mit der Krone ausgez.


Werke: Weitere W.: De pellagra, annus secundus, sive observationes, quae in regio nosocomio, quod in oppido Legnani pellagrae morbo laborantibus augusta pietas constituit, 1787; De pellagra, annus tertius, … 1789; Diss. sulla pellagra, 1794, dt. 1796; etc. – Giovanni S.: La grippe. La tosse ferina. Le febbri esantematiche tifoidee miliari e petecchiali ed altri morbi epidemici ..., 1844.
Literatur: (tw. auch für Giovanni S.): Enc. It.; Hirsch (m. L.); Wurzbach; Dictionnaire enc. des sciences médicales 12, ed. A. Dechambre, 1883; E. Barbiano di Belgiojoso, Guida del famedio …, 1888; G. Castelli, G. S. il pioniere della lotta contro la pellagra …, 1936; Archivio di Stato di Pavia, UA, beide Pavia, Italien; Materialiensmlg. ÖBL, Wien; Mitt. Ugo Cova, Trieste, Italien. – Giovanni S.: G. Garollo, Dizionario biografico universale, 1907 (s. u. Gaetano S.).
Autor: (D. Angetter)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 13 (Lfg. 61, 2009), S. 353
geboren in Cislago
gestorben in Mailand

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