Straszewski, Maurycy

Straszewski Maurycy, Philosoph und Politiker. Geb. Lutoryz, Galizien (Polen), 22. 9. 1848; gest. Kraków (Polen), 27. 2. 1921.

Sohn eines Gutsbesitzers. – S. besuchte 1860–66 das Gymn. in Rzeszów, 1866–67 stud. er Phil. und Mathematik an der Univ. Prag, 1867–69 an der Univ. Wien, 1870 Dr. phil. Von den Neukantianern Friedrich Albert Lange und Rudolf Hermann Lotze beeinflußt, habil. sich S. 1872 an der Univ. Krakau und suppl. dort nach dem Tod von Józef Kremer (s. d.) den Lehrstuhl für Phil. Er interessierte sich für die Geschichte der poln. Phil. und veröff. eine Stud. über den Mathematiker Jan Sniadecki sowie phil. und psycholog. Beitrr., die in französ. und dt. Sprache u. a. im „Archiv für systematische Philosophie“ erschienen. 1878 wurde S. o. Prof. für Phil. an der Univ. Krakau. Anläßl. des 300jährigen Bestehens der Univ. Edinburgh verf. er eine Abh. über die Entstehung und die Entwicklung des Pessimismus in Indien (1884). 1894 publ. er sein bedeutendstes Werk, „Dzieje filozofii w zarysie“, einen Abriß der Geschichte der Phil. Seine Untersuchungen über die Geschichte des Ostens stellte er in seinem Vortrag „Über die Bedeutung der Forschungen auf dem Gebiete der orientalischen Philosophie für das Verständnis der geschichtlichen Entwicklung der Philosophie im Allgemeinen“ (1900) an der Univ. Wien vor. S. widmete sich auch den Beziehungen zwischen Religion und Phil., da er beide Bereiche als Ergänzung des jeweils anderen betrachtete. Ab 1900 red. er den phil. Tl. der „Wielka Encyklopedia Powszechna Ilustrowana“. Seiner Meinung nach sollte sich die Phil. neben kognitiven Fragen auch mit der Erziehung des Menschen beschäftigen. Als einer der ersten poln. Philosophen veröff. S. eine hist. Synthese des poln. phil. Denkens. Er gehörte zu den Begründern der Krakauer phil. Ges. Towarzystwo Filozoficzne (1909), bei der er auch als Präs. fungierte. Daneben war S. 1890–1904 Dir. der Krakauer Verlagsges. Spólka Wydawnicza Polska und 1890–97 Abg. zum RR sowie Mitgl. des Verw.R. der Galicyjski Akcyjny Bank Hipoteczny und der Vereinigung Galicyjskie Towarzystwo Kredytowe Ziemskie. Während des 1. Weltkriegs unterstützte er das österr.freundl. Naczelny Komitet Narodowy. 1918–20 lehrte er Phil. an der neu gegr. kath. Univ. in Lublin.


Werke: Weitere W.: s. Bibliografia Filozofii Polskiej 1865–95, ed. A. Bora – A. Kadler, 1971; Bibliografia Filozofii Polskiej 1896–1918, ed. A. Przymusiala – M. Mloczkowska, 1994.
Literatur: Eisler; PSB (m. W. u. L.); H. Struve, Wstep krytyczny do filozofii, 1903; ders., Filozofia polska w ostatnim dziesiecioleciu (1894–1904), 1907; Szkice filozoficzne. Ksiega pamiatkowa ku czci Prof. M. S., 1910; Ilustrowana Enc. Trzaski, Everta i Michalskiego 5, ed. S. Lama, 1928; N. Lubnicki, in: Studia Filozoficzne, 1960, Nr. 1; S. Borzym – H. Florynska, Zarys dziejów filozofii polskiej 1815–1918, 1983; S. Jedynak, Etyka w Polsce, 1986; S. Borzym, Panorama polskiej mysli filozoficznej, 1993; Slownik filozofów polskich, 1999; Zlota ksiega Wydzialu Filozoficznego, 2000.
Autor: (M. Kamela – K. Weisswasser)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 13 (Lfg. 61, 2009), S. 367f.
geboren in Lutoryż
gestorben in Krakau

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