Stratimirović, Stephan

Stratimirovic Stephan (Stepán), Geistlicher. Geb. Kölpény, Ungarn (Kulpin, Serbien), 27. 12. 1757; gest. Karlowitz, Kroatien (Sremski Karlovci, Serbien), 23. 9. (4. 10.) 1836; griech.-oriental.

Aus einer angesehenen Familie stammend, die aus der Herzegowina nach Ungarn eingewandert war, Onkel von Djordje v. S. (s. d.). – S. besuchte das Gymn. in Neusatz (Novi Sad), Szegedin (Szeged) und Waitzen (Vác). Ab 1775 stud. er in Ofen (Buda) und vermutl. Wien Phil. sowie Rechtswiss. und ab 1783 in Karlowitz Theol. bei dem Archimandriten Jovan Rajic. 1784 Weihe zum Diakon und Erhebung zum Archimandriten des Klosters Krušedol, 1786 Bischof von Werschetz (Vršac) und Ofen, 1790 auf der Nationalversmlg. von Temeswar (Timisoara) Erhebung zum Metropoliten von Karlowitz. In dieser Funktion galt S. bald als einer der bedeutendsten orthodoxen Kirchenführer und erwarb sich auf kirchl. kulturellem und auf national-polit. Gebiet große Verdienste. V. a. für seine Bemühungen um die Beilegung der in Syrmien ausgebrochenen Bauernunruhen wurde ihm 1809 das Großkreuz des Leopold-Ordens verliehen. S. war auch um die Verbesserung des Bildungswesens bemüht. Auf seine Initiative hin wurden 1792 das latein. Gymn. in Karlowitz und 1794 das erste serb.-orthodoxe Priesterseminar, dem später ein Konvikt angeschlossen wurde, eröffnet. S.’ wiss. Interessen waren vielschichtig: Er befaßte sich sowohl mit Theol. und Geschichte als auch mit Rechtswiss. Er verf. auch ein Memorandum zur Erneuerung des serb. Staates, das dem russ. Zaren Alexander I. vorgelegt wurde. S. stand mit vielen Gelehrten in Kontakt und wurde 1817 zum Mitgl. der Gelehrten Ges. in Göttingen gewählt. Seine Hss. wurden in der Patriarchatsbibl. in Karlowitz aufbewahrt, sind jedoch seit einer Plünderung der Bibl. während des 2. Weltkriegs verschollen.


Literatur: Biograph. Lex. Südosteuropas (m. L.); Enc. Jug. (m. L.); Rieger; Wurzbach; UA, Wien.
Autor: (M. Petz-Grabenbauer)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 13 (Lfg. 62, 2010), S. 369f.
geboren in Kulpin
gestorben in Sremski Karlovci

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