Strauß, Johann

Strauß (Strauss) Johann (Enkel), Komponist, Kapellmeister und Beamter. Geb. Wien, 15. 2. 1866; gest. Berlin, Dt. Reich (Dtld.), 9. 1. 1939; röm.-kath.

Enkel von Johann (Vater), Sohn von Eduard, Neffe von Johann (Sohn) und Josef S. (alle s. d.). – Nach Absolv. des Wr. Schottengymn. stud. S. 1884–89 mit Unterbrechung an der Univ. Wien Jus. 1893 trat er als Rechnungspraktikant im Min. für Kultus und Unterricht in den Staatsdienst, 1895 Rechnungsass., 1897 Rechnungsoffizial und 1898 Rechnungsrevident. Ende desselben Jahres debüt. er unter dem Namen Johann S. jun. mit seiner Operette „Katze und Maus“ als Komponist. Nachdem bekannt geworden war, daß S. gem. mit seinem Bruder Josef (1868–1940) das väterl. Vermögen verschwendet und große Schulden angehäuft hatte, löste Eduard S. bei Antritt seines Ruhestands 1901 seine Kapelle auf, statt ihre Leitung S. zu übertragen. Dieser hatte im Jahr davor ein eigenes Orchester gegr., an dessen Spitze er in Konzerten auftrat und für das noch junge Medium Grammophon Einspielungen machte. 1901–05 richtete S. die Musik bei Tanzveranstaltungen des österr. K.hofs aus; 1902 quittierte er den Staatsdienst. Infolge einer aus der Schuldenaffäre resultierenden gerichtl. Verurteilung sah der Hof jedoch von seiner weiteren Verwendung ab; auch der Titel Hofballmusik-Dir. blieb S. versagt. 1907 ging er nach Berlin, wo er weiterhin als Musikdir. und daneben als Kritiker und musikal. Berater tätig war. Ein Engagement in die USA schlug er wegen seiner Abneigung gegen den Jazz aus. 1916 kehrte er nach Wien zurück, um zwei Jahre später endgültig nach Berlin zu übersiedeln. Er leitete ein kleines Ensemble und arbeitete 1912–25 als Gastdirigent mit 187 Orchestern zusammen.


Werke: Weitere W. (auch s. u. Grove; MGG; Schönherr): Tänze und Märsche für Orchester, davon 40 mit Opuszahl.
Literatur: Grove, 2001 (m. W.); MGG, 2. Ausg., Personentl. 16, 2006 (m. W.); oeml; Riemann, 12. Aufl.; E. Strauss, „Erinnerungen“, 1906, passim; H. Jäger-Sunstenau, J. S. …, 1965, s. Reg.; M. Schönherr, Lanner, Strauß, Ziehrer. Synopt. Hdb. der Tänze und Märsche, 1982, S. 202ff., 340f.; P. Kemp, Die Familie S. …, 2. Aufl. 1991, s. Reg. (m. B.); Eduard S. …, Testament …, 2000, passim; P. Kemp, in: Vienna Music. Journal of the Johann S. Society of Great Britain 81, 2001, S. 25ff. (m. B.); UA, Wien.
Autor: (Th. Aigner)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 13 (Lfg. 62, 2010), S. 379f.
geboren in Wien
gestorben in Berlin

Lifeline