Streintz, Heinrich

Streintz Heinrich, Physiker. Geb. Wien, 7. 5. 1848; gest. Graz (Stmk.), 11. 11. 1892; röm.-kath.

Sohn des Arztes und Botanikers Josef Anton S. (gest. Graz, um 1873; röm.-kath.), der 1843 an der Univ. Wien zum Dr. med. und Dr. chir. prom., Cousin von Franz S. (s. d.). – In jungen Jahren übersiedelte S. mit seinen Eltern nach Graz, wo er 1860–68 das Gymn. besuchte und Privatunterricht in Mathematik erhielt. Ab 1868 stud. S. Naturwiss. an der Univ. Graz bei Frischauf, Pebal (beide s. d.) und dem Physiker August Toepler. I. d. F. wechselte er in kurzen Abständen an die Univ. Leipzig, München, wieder Leipzig und 1871 nach Zürich; 1872 Dr. phil. in Graz. S. vervollkommnete seine Ausbildung in Mathematik und Physik an der Univ. Heidelberg bei Gustav Robert Kirchhoff und Leo Königsberger. Zurück in Österr., arbeitete er unter der Leitung J. Stefans (s. d.) am Wr. Physikal. Inst.; 1873 Habil. für Physik. 1874 übernahm S. an der Univ. Graz die Vorlesungen des nach Wien berufenen Boltzmann (s. d.). Nach dessen Rückkehr 1876 lehrte S. parallel zu diesem; 1883 ao. Prof., 1885 o. Prof. für mathemat. Physik und Dekan der phil. Fak. S.’ Hauptarbeitsgebiet war die Erforschung elektr. Phänomene. Gem. mit Franz S. forschte er über die elektr. Nachströme transversal magnetisierter Eisenstäbe. Mittels der Stochastik untersuchte er 1871, ob der Mond die meteorolog. Erscheinungen auf der Erde beeinflusse – was er widerlegen zu können glaubte. 1888 begann S. mit der Untersuchung von Luftspiegelungen, konnte die Arbeiten aber nicht mehr vollenden. Bei der photograph. Erfassung dieses Phänomens unterstützte ihn zeitweise sein Bruder, der Amateurphotograph Oskar Albrecht Theodor S. (geb. Wien, 18. 4. 1850), der ab 1868 an den Univ. Graz, Leipzig und München Med. und Naturwiss. stud.; 1872 Dr. phil. in Graz. Als S.’ wichtigste Publ. gilt „Die physikalischen Grundlagen der Mechanik“ (1883), in der er sich u. a. mit der Schaffung eines Fundamental-Koordinatensystems zur Beschreibung einer geradlinigen Bewegung befaßte.


Werke: Weitere W. (auch s. u. Poggendorff): zahlreiche Beitrr. in Sbb. Wien, math.-nat. Kl.
Literatur: Poggendorff 3 (m. W.); Stafleu (für Josef Anton S., m. W. u. L.); Wurzbach (s. u. Streinz Wenzel Matern); A. v. Ettingshausen, in: Mitth. des Naturwiss. Ver. für Stmk. 29, 1892, S. 233ff.; A. Kernbauer, Svante Arrhenius’ Beziehungen zu österr. Gelehrten …, 1988, S. 67f., 490; L. Boltzmann. Leben und Briefe, ed. W. Höflechner, 1994, s. Reg.; L. Boltzmann. Vorlesungen über Experimentalphysik in Graz, ed. I. M. Fasol-Boltzmann – W. Höflechner, 1998, s. Reg.; Kat. zur Ausst. L. Boltzmann. Anlässl. des 100. Todestages, ed. W. Höflechner, Graz 2006, S. 97, 99 (Kat.); FotoBibl. Biobibliografie zur Fotografie in Österr., 2009 (nur Internet, Zugriff 15. 12. 2009); UA, Graz, Stmk.; Pfarramt St. Augustin, WStLA, beide Wien.
Autor: (M. Schneider)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 13 (Lfg. 62, 2010), S. 390f.
geboren in Wien
gestorben in Graz

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