Streit, Moriz Frh. von

Streit Mori(t)z Frh. von, Jurist und Politiker. Geb. Prag, Böhmen (Praha, Tschechien), 20. 5. 1826; gest. Wien, 22. 3. 1890.

Schwiegersohn von Ignaz Frh. v. S. (s. u.) Hieß ursprüngl. Frey, 1869 wurden Name, Frh.stand und Wappen seines Schwiegervaters auf ihn übertragen. – S. absolv. die jurid.-polit. Stud. an der Univ. Olmütz. 1847 Dr. jur. der Univ. Prag, trat er als Konzeptspraktikant der mähr.-schles. Kammerprokuratur in den Staatsdienst ein, wurde 1848 Auskultant des mähr.-schles. Landrechts, 1850 Bez.gerichtsadjunkt in Brünn (Brno), 1851 Staatsanwaltssubstitut beim Landesgericht in Neutitschein (Nový Jicín) und war ab 1853 beim prov. Landesgericht in Rimaszombat (Rimavská Sobota) tätig; 1854 Kom.gerichtsrat. Ab 1856 Staatsanwalt in Kaschau (Košice), kam er 1860 nach Preßburg, ehe er ab 1861 als LGR in Troppau (Opava) seinen Dienst versah. 1866 stieg er zum Kreisgerichtspräs. in Znaim (Znojmo) auf und kehrte 1869 als LGR-Präs. nach Troppau zurück. 1871 wurde S. als HR an den Obersten Gerichtshof und 1874 als Min.rat ins Justizmin. berufen. 1875 fungierte er als Vizepräs. des Oberlandesgerichts in Graz und 1876 als Präs. des Oberlandesgerichts in Brünn, wo er sich in einem Erlaß gegen die allzu häufige Anwendung des Milderungsrechts aussprach. 1879 Geh. Rat und Mitgl. des Staatsgerichtshofs. Im Juni 1880 wurde er Justizminister im Kabinett Taaffe, demissionierte jedoch bereits im Jänner 1881, da er mit den föderalist. Ansichten des Ministerpräs. nicht harmonierte. Ab April 1881 Präs. des Oberlandesgerichts in Wien, versuchte er durch diverse Erlässe die Verfahrensabläufe zu beschleunigen. 1882 wurde er mit dem Großkreuz des Franz Joseph-Ordens ausgez. In der „Allgemeinen österreichischen Gerichtszeitung“ publ. S. Abhh. auf dem Gebiet des Handelsrechts. Sein Schwiegervater, Ignaz Frh. v. S. (geb. Leitomischl, Böhmen / Litomyšl, Tschechien, 29. 4. 1808; gest. Prag, Böhmen / Praha, Tschechien, 18. 9. 1879), stud. Jus an der Univ. Wien, 1829 Dr. jur., trat danach als Praktikant beim Magistrat in Brünn in den Justizdienst ein und war bis 1849 u. a. als Kriminalrat bei den Magistraten in Kremsier (Kromeríž) und Iglau (Jihlava) tätig. 1848 Abg. zum mähr. LT sowie zum Reichstag in Wien, wurde er im selben Jahr als Min.koär. zur Gerichtsorganisation Mährens herangezogen und 1849 zum Landesgerichtspräs. von Znaim (Znojmo), 1851 von Olmütz (Olomouc) und 1853 zum Oberlandesgerichtspräs. von Eperies (Prešov) ernannt. 1860 2. Präs. des Oberlandesgerichts Prag, wurde Ignaz Frh. v. S. 1863 Oberlandesgerichtspräs. in Brünn, ehe ihm 1868 der Posten des Oberlandesgerichtspräs. für Böhmen übertragen wurde. Er war außerdem 1864–65 RR-Abg. und wurde 1874 zum Mitgl. des Staatsgerichtshofs gewählt. Er war Träger vielfacher Ausz., u. a. erhielt er 1858 das Komturkreuz, 1872 das Großkreuz des Franz Joseph-Ordens, 1860 den Orden der Eisernen Krone II., 1878 I. Kl., wurde 1858 in den Ritter- und 1860 in den Frh.stand erhoben sowie 1865 Geh. Rat.


Literatur: NFP, WZ, 22. (beide A.), Salzburger Ztg., 24., Linzer Volksbl., 25. 3. 1890; Czedik 1, s. Reg.; Jurist. Bll. 9, 1880, S. 317f., 19, 1890, S. 151f., 37, 1908, S. 301; Gerichtshalle 34, 1890, S. 115. – Ignaz Frh. v. S.: WZ, 18. (A.), Prager Tagbl., 19. 9. 1879; Wurzbach; Gerichtshalle 15, 1871, Nr. 15, S. 59f.; Jurist. Bll. 8, 1879, S. 472f.
Autor: (Ch. Mentschl – G. Wesener)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 13 (Lfg. 62, 2010), S. 393
geboren in Prag
gestorben in Wien

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