Stohr, Franz Heinrich Anton

Stohr Franz Heinrich Anton, Apotheker, Unternehmer und Funktionär. Geb. Nixdorf, Böhmen (Mikulášovice, Tschechien), 16. 7. 1869; gest. Wien, 6. 2. 1930; röm.-kath.

Sohn eines Apothekers, verehel. mit Anna Karolina Deutschmann (geb. Wien, 18. 10. 1875; gest. Salzburg/Sbg., 23. 6. 1938), der Enkelin des Hoforgelbauers Jakob Deutschmann. – S. stud. ab 1887 Pharmazie an der Univ. Wien (1889 Mag. pharm.) und anschließend an der Univ. Freiburg; 1890 Dr. phil. Zunächst in der väterl. Apotheke „Zum heiligen Leopold“ in Wien 2 tätig, wurde diese nach dem Tod des Vaters 1892 einem Provisor unterstellt, ehe S. sie 1895 übernehmen konnte. Im gleichen Jahr erwarb er die kleine Gelatinefabrik Czernick und wandelte diese in die Fa. Dr. Franz S. GmbH, einen Großbetrieb zur Erzeugung von Gelatinepräparaten und anderen galen. Heilmitteln, um. Bald vergrößerte die Erzeugung von pharmazeut. Spezialpräparaten, u. a. das Fiebermittel Kephaldol, das Warenangebot und bedingte eine Trennung der Fabrik von der Apotheke. S. war auch an Gründungen anderer pharmazeut. Fa. maßgebl. beteiligt, so 1916 an der Genossenschaft und späteren AG Herba, in der er als Präs. fungierte. S.s Hauptinteresse galt allerdings der Standespolitik. Als bedeutender Kenner des Apothekenwesens und hervorragender Organisator genoß er bei den für das Gesundheits- und das Apothekenwesen zuständigen Behörden sowie im Min. großes Ansehen und wurde 1911 in den Obersten San.rat berufen. 1913 initiierte er die 3. internationale Pharmazeut. Ausst. in Wien. Zu Beginn des 1. Weltkriegs wurde S. mit der Organisation der Bewirtschaftung der Arzneimittel betraut und bewährte sich darin so sehr, daß er 1918 Vors. der österr. Fachstelle zur Bewirtschaftung von Arzneimitteln wurde. Bereits 1916 war seine Berufung in die San.konferenz zur Verhütung von Seuchen erfolgt, im selben Jahr wurde er Fachkonsulent des Techn. Mus. in Wien. S. war Mitgl. des Wr. Pharmazeuten Ver. sowie im Komitee der Reformfreunde und Mitgl. im Allg. Österr. Apotheker-Ver., 1908 Dir., 1912 Oberdir., 1913 Präs., 1925 Ehrenpräs. Bereits 1910 wurde er in den Ausschuß des Wr. Apotheker Hauptgremiums gewählt. S. war Mitbegründer und durch zehn Jahre Präs. der Pharmazeut. Gehalts- und der Pharmazeut. Krankenkasse. Ebenso zählte er zu den Mitbegründern des Wirtschaftsverbands der freien akadem. Berufe, als deren Obmann er viele Jahre hindurch fungierte. 1929 erhielt er das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österr.


Literatur: Sudetendt. Ztg., 7. 7. 1989 (m. B.); Czeike; Egerländer Biograph. Lex. 3; Jb. der Wr. Ges.; L. Hochberger – J. Noggler, in: Geschichte der Apotheken und des Apothekerwesens in Wien von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart 2, 1919, S. 74; Pharmazeut. Post 63, 1930, S. 73f. (m. B.); B. Semiceck, in: Herbarium 2, 1960, S. 4 (m. B.); Unser Niederland 41, 1989, F. 476, S. 170; Biograph. Enz. dt.sprachiger Unternehmer 2, 2004; Pharmazeut. Gehaltskasse, Wr. Apotheker Hauptgremium, UA, WStLA, alle Wien.
Autor: (O. Nowotny)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 13 (Lfg. 61, 2009), S. 301f.
geboren in Mikulášovice
gestorben in Wien

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