Štolba, František

Štolba František, Chemiker. Geb. Königgrätz, Böhmen (Hradec Králové, Tschechien), 24. 3. 1839; gest. Prag, Böhmen (Praha, Tschechien), 4. 4. 1910.

Sohn eines Beamten, Bruder von Josef Š. (s. d.). – Nach Absolv. der Prager Realschule stud. Š. ab 1856 am Prager Polytechnikum, wo er 1864–65 als Ass. bei Balling (s. d.) arbeitete. 1868 wurde er Ass. der allg. und techn. Chemie mit dt. und Ass. der Enz. der Chemie mit tschech. Unterrichtssprache, 1869 o. Prof. für techn. Chemie und Enz. der Chemie; 1876/77, 1882/83 Rektor der böhm. TH Prag. Ab 1882 hielt Š. Vorträge über Hüttenwesen und Metallurgie. Er gilt als Begründer der tschech. anorgan. und analyt. Chemie sowie als einer der besten Chemiker und Pädagogen seiner Zeit. In langjähriger Unterrichtstätigkeit bildete er Generationen von Chemikern aus und legte bes. Nachdruck auf die Verbindung von Theorie und Praxis. Š. war ein ausgez. Experimentator, dessen rund 240 wiss. Abhh. auch im Ausland sehr geschätzt wurden. Schon als Student erarbeitete er bedeutende Stud. über Fluorkieselsäure und ihre Salze, legte ihre Dichte in Lösungen verschiedener Konzentrationen fest und beschrieb die Aufbereitung von Natrium- und Kaliumfluorsilikaten. In seinen Experimentalwerken behandelte er die Eigenschaften und Aufbereitung verschiedener Fluorsilikate, Forschungen, die die Basis für spätere kristallograph. und mikrochem. Stud. waren und das Fundament für die Mikroanalyse bildeten. Ferner beschäftigte sich Š. mit Oxalsäure und ihrer Reinigung mittels Sublimation und Bleioxalat, mit einer neuen Art von Thalliumgewinnung, mit Lanthan- und Zeriumteilung, mit Aufbereitung von Metalltellur sowie Fluoroboraten und Fluorotitanaten. Er konstruierte zahlreiche Laborapparate und veranstaltete als einer der ersten tschech. Wiss. populäre Vorträge über techn. Chemie. 1870–84 unterrichtete er zusätzl. an der Brauereischule, deren stellv. Dir. er wurde. Als Amateur interessierte er sich für die Geschichte des Alten Ägypten, seine Analysen alter Bronzen haben bis heute Gültigkeit. Š. war u. a. ao. Mitgl. der kgl. böhm. Ges. der Wiss., Komtur des Franz Joseph-Ordens (1909), Mitgl. des Mus. des Königtums Böhmen und k. M. des Geolog. Inst. in Wien. HR und Dr. techn. h. c., war er 1872 Mitbegründer der Tschech. chem. Ges.


Werke: Ueber das Kieselfluorammonium und Kieselfluornickel, 1869; Chem. Notizen, 1870; O krystalovém fluorokremanu kobaltnatém, 1872; Prenosná laborator lucebná, 1894 (gem. m. J. Klika); Beitrr. in Z. für analyt. Chemie, Zprávy královské ceské spolecnosti nauk, Polytech. Journal, Listy chemické, Casopis pro prumysl chemický (auch Mitbegründer und Red.), etc.
Literatur: Otto; Programm c. k. ceské vysoké školy technické v Praze …, 1899, S. 90; A. V. Velflík, Dejiny technického ucení v Praze 1, 1906, S. 611, 2, 1910, S. 232ff.; Seznam osob cinných na c. k. ceské vysoké škole technické v Praze, 1909, S. 6; Dejiny exaktních ved v ceských zemích, 1961, S. 414; F. Jílek – V. Lomic, Dejiny Ceského vysokého ucení technického 1/1, 1973, s. Reg., 2/1, 1978, s. Reg.; J. Tomeš u. a., Ceský biografický slovník XX. století 3, 1999; M. Schätz, Historie výuky chemie, 2002, S. 44; Archiv Ceského vysokého ucení technického, Národní archiv, beide Praha, Tschechien.
Autor: (M. Makariusová)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 13 (Lfg. 61, 2009), S. 309f.
geboren in Königgrätz
gestorben in Prag

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