Stodor, Adam

Stodor Adam, Schriftsteller, Literaturkritiker und Lehrer. Geb. Sonina, Galizien (Polen), 1. 11. 1871; gest. Zakopane, Generalgouvernement (Polen), 30. 3. 1944.

Hieß eigentl. Adam Teofil Cehak. S. absolv. ein Phil.stud. an der Univ. Lemberg und trat einer im Untergrund agierenden poln. Unabhängigkeitsbewegung bei, weswegen er in einem polit. Prozeß angeklagt wurde. Nach seinem Stud.abschluß war er ab ca. 1900 Lehrer für Mathematik, Geschichte und Poln. in Stanislau (Ivano-Frankivs’k), ab 1912 Lehrer an der 2. Realschule in Lemberg (L’viv). Im November 1918 ging er zu seinen Eltern nach Przemysl, kehrte aber bald nach Lemberg zurück und nahm gem. mit seinen Schülern an den Straßenkämpfen teil, die um die Zugehörigkeit der Stadt zu Polen geführt wurden. Ab 1920 wirkte er als Gymn.dir. in Gniew, vor dem 2. Weltkrieg übersiedelte er mit seiner Familie nach Zakopane. S. war in vielen Bereichen schöpfer. tätig: Sein eigenes literar. Œuvre umfaßt Ged. in neuromant. Stil, durchzogen von dekadenten Stimmungen (etwa „Adoracya“, 1899, 2. Aufl. 1905, oder „Con dolore“, 1906), Dramen (wie „Zlocista góra“, 1907, „Joanna Grudzinska“, 1910, „Kosciuszko w Sosnowicy“, 1917) und Prosa, in der er – wie etwa in den Kriegserz. „Opowiesci wojenne“ (1917) oder in „Na pierwszym odcinku“ (1928) – v. a. Stoffe aus dem Kampf um Polens Unabhängigkeit im 1. Weltkrieg sowie um das poln. Lemberg thematisierte. Daneben erlangte S. durch zahlreiche Übers. von Werken dt.sprachiger (etwa Novalis, Karl v. Holtei, Gerhart Hauptmann oder Frank Wedekind), französ. (Paul Verlaine), norweg. (Ibsen) und engl. Autoren ins Poln. Bekanntheit. Als Literaturkritiker und -vermittler war er einer der ersten, der sich in Vorträgen sowie in der mehrfach aufgelegten monograph. Skizze „Jan Kasprowicz“ (1905) mit diesem Schriftsteller des Jungen Polen befaßte, ebenso arbeitete er über das Werk Stanislaw Wyspianskis, aber auch über ältere poln. Literatur (etwa Brodzinski, s. d., und Adam Mickiewicz) und trug zur Wiederentdeckung Marya Bartusównas, einer vergessenen Schriftstellerin des 19. Jh., mit bei („Marya Bartusówna. Szkic biograficzno-literacki“, 1914). S. verf. auch mathemat. Schulbücher („Istota znaków matematycznych“, 1902, und „Elementarna nauka form geometrycznych dla klasy I szkoly realnej“, 1908), 1915 veröff. er ein Lehrbuch der prakt. Rhetorik, „Krasomówstwo. Zasady i wzory krasomówstwa polskiego“. Er war jahrelanger Mitarb. zahlreicher Ztg. und Z. in Lemberg („Gazeta Lwowska“, „Nasz Kraj“, „Pobudka“, „Placówka“, „Tydzien“ und „Muzeum“), Warschau („Tygdnik Ilustrowany“, ab 1908) und Krakau (Kraków) („Rydwan“, ab 1912); ab 1921 betreute er die literar. Rezensionen in der Thorner Ztg. „Slowo Pomorskie“. S.s Tochter Helena Cehak (1902–1979) war Prof. für Archäol., eine zweite, Augustyna Cehak (1904–1979), Geographin und Autorin poln. Regionalbibliographien.


Werke: Weitere W.: s. u. PSB.
Literatur: PSB (m. W. u. L.).
Autor: (M. Klanska)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 13 (Lfg. 61, 2009), S. 281
geboren in Sonina
gestorben in Zakopane

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