Stoeger, Josef

Stoeger (Stöger) Josef, Jurist und Politiker. Geb. Lemberg, Galizien (L’viv, Ukraine), 22. 3. 1831; gest. Wien, 7. 4. 1899.

Sohn von Michael Franz S. (s. d.). – S. stud. Jus. an der Univ. Wien, 1858 Dr. jur. Seine Praxis als Advokaturskandidat absolv. er 1853–65 u. a. bei Johann Nep. Berger (s. d.); 1865 erfolgte seine Eintragung als Hof- und Gerichtsadvokat. 1868 übernahm er die Kanzlei Bergers, die er bis 1898 führte. Neben seiner Tätigkeit als Advokat engagierte sich S. in der Standesvertretung, deren Aufgaben aufgrund der 1868 eingeführten Advokatenordnung und der damit steigenden Mitgl.zahlen stetig anwuchsen. Er gehörte 1869–74 mehrfach dem Ausschuß der Nö. Advokatenkammer, nach Inkrafttreten des neuen Disziplinarstatuts auch dem Disziplinarrat (1872) an, dem er 1881–91 als Präs. vorstand. Daneben war S. schon früh auch auf polit. Ebene als Mitgl. des Wr. Gmd.rats (1867–77) und des nö. LT (1873–84) aktiv. In der Mittelpartei gehörte S. zu den Stützen C. Frh. v. Felders (s. d.) und wirkte polit. an den bedeutenden Projekten der Ringstraßenzeit, wie der Ersten Hochquellenwasserleitung, dem neuen Rathaus, dem Zentralfriedhof und der Donauregulierung, mit. Den Höhepunkt seiner polit. Laufbahn bildete 1891 die Ernennung zum Mitgl. des HH. S., der auch Verw.R. der Nordbahnges. war, konnte seine Ehrenämter nur auf der wirtschaftl. Grundlage einer florierenden Rechtsanwaltskanzlei mit aristokrat. Klientel bewältigen. Als Mitgl. und Referent des Reichsgerichts (ab 1894) war er Mitgestalter der rechtsstaatl. bedeutsamen Spruchpraxis dieses Höchstgerichts.


Literatur: NFP, 8. 4. 1899 (A.); G. Kolmer, Das neue Parlament (= Parlamentar. Jb. 5), 1897; Jurist. Bll. 37, 1898, S. 28, 38, 1899, S. 188f.; Familienchronik der Familie S., ed. H. Stöger, 1904, S. 110; C. Felder, Erinnerungen eines Wr. Bgm., 1964, S. 208; A. Meixner, Der Wr. Gmd.rat in den Jahren 1864–68, phil. Diss. Wien, 1975, S. 307; P. Wrabetz, Österr. Rechtsanwälte in Vergangenheit und Gegenwart, 1998, S. 92ff., 104; O. Krause, Biograph. Hdb. des NÖ LT 1861–1921, 2005.
Autor: (P. Wrabetz)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 13 (Lfg. 61, 2009), S. 289f.
geboren in Lemberg
gestorben in Wien

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