S. entstammte einer kath. Familie, die unter pietist. Einfluß zur evang. Kirche AB konvertiert war. Nach dem frühen Tod der Eltern wuchs er in Breslau (Wroclaw) auf und entschloß sich, geprägt von der Dt. Christentumsges., zum Stud. der Theol. in Halle (Halle an der Saale) und Leipzig. 1809 wurde er Pastor der Evang. Kirche AB in Österr. mit Amtssitz in Haber (Habrina), wechselte aber schon 1810 zur böhm. Exulantengmd. nach Dresden. In ständiger Polemik gegenüber der zeitgenöss. modernen „ungläubigen“ Theol. agierte S. im Sinne des luther. Konfessionalismus und sammelte eine Gmd. der „Erweckten“, die seit 1821 als „Stephanisten“ bezeichnet werden. Deren Einfluß reichte bis in höchste Regierungskreise Sachsens. S.s Tätigkeit erfolgte in theol. Abhängigkeit von Johann Gottfried Scheibel, dem heftigen Gegner der Altpreuß. Union, mit dem er seit seiner Breslauer Zeit befreundet war. Seine Erbauungsstunden erregten großes Aufsehen und heftigen Widerspruch seitens der Kirche, die darin sektierer. Konventikelwesen erblickte, polizeil. Untersuchungen anstellte und sogar den sächs. LT befaßte. Als S. wegen Teilnahme an einer verbotenen nächtl. Versmlg. (1837) vom Amt suspendiert wurde, entschlossen sich die Stephanisten zur Auswanderung nach Nordamerika. 800 Auswanderer, darunter sechs ordinierte Pastoren, siedelten sich im Februar 1839 im Gebiet von Perry County, Mo., an. Infolge zunehmender Konflikte wegen seines patriarchal. und selbstherrl. Führungsstils sowie wegen sittl. Verfehlungen wurde S. 1839 abgesetzt und ausgeschlossen. Aus dieser religiösen Vereinigung der Stephanisten ging unter der Leitung von Carl Ferdinand Wilhelm Walther die Missourisynode hervor.
Literatur: ADB; Bautz; Wurzbach; K. Hennig, in: Z. für Kirchengeschichte 58, 1939, S. 142ff.; G. Herrmann, Luther. Freikirche in Sachsen. …, 1985, S. 26ff., 583 (Biogramm u. Reg.); O. K. Olson, in: Lutheran Quarterly 3, 1989, S. 357ff.; D. J. Zersen, in: Concordia Historical Inst. Quarterly 62, 1989, S. 10ff.
Autor: (K. Schwarz)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 13 (Lfg. 60, 2008), S. 212f.