Sternbach, Paul Anton Maria Frh. von

Sternbach Paul Anton Maria Frh. von, Ps. Paul Ritter, Politiker und Beamter. Geb. Griesbruck, Tirol (Chiusa/Klausen, Italien), 29. 7. 1869; gest. Villa Ottone/Uttenheim (Italien), 22. 10. 1948; röm.-kath.

Sohn des Oberbergverwalters und Tiroler LT-Abg. Gottfried Frh. v. S. (1831–1896), ab 1902 verehel. mit Gottfrieda v. Henriquez (1869–1945). S. besuchte die Gymn. in Bozen (Bolzano) und Meran (Merano), maturierte 1888 und stud. ab 1889 Jus an der Univ. Innsbruck; 1893 Dr. jur. Nach mehreren Jahren im staatl. Verwaltungsdienst, u. a. in Triest, Dalmatien und Wien, ließ sich S. 1902 in Innsbruck nieder und wurde Abg. der liberal-freiheitl. Partei im Tiroler LT, wo er bis 1918 Mitgl. des Landesausschusses war. Im 1. Weltkrieg wurde S., zuletzt als Hptm., vorerst an der Dolomitenfront eingesetzt. 1916 wurde er Zivilkoär. in Montenegro, wo er die ökonom. Verhältnisse wesentl. verbessern konnte, ehe er im November 1917 als Zivilkoär. nach Udine entsandt wurde. Als Vertreter der Tiroler Landesversmlg. gehörte S. zur österr. Delegation bei den Friedensverhh. in St. Germain und überreichte 1919 dem amerikan. Gesandten in Bern die Denkschrift der Südtiroler Gmd. an Präs. Wilson über die Erhaltung der Einheit Tirols. Nach der Annexion Südtirols durch Italien kehrte S. nach Uttenheim zurück und engagierte sich in den 1920er Jahren auch auf internationaler Ebene in der Südtirolfrage. 1924–29 war er Abg. des Dt. Verbandes im italien. Parlament. 1935 wurde S. in Bozen verhaftet und zu fünf Jahren Konfinierung in Süditalien verurteilt, doch bereits im September 1935 wieder entlassen. Bei der Option der Südtiroler 1939 entschied sich S. gegen die Abwanderung ins Dt. Reich; 1943 wurde er von den dt. Besatzern verhaftet und nach Innsbruck abgeschoben, wo er im Dezember durch einen Bombentreffer schwer verletzt wurde. Nach Ende des 2. Weltkriegs Mitgl. der Parteileitung der Südtiroler Volkspartei, trug S. den Wunsch nach Wiedervereinigung Tirols auch bei der Konferenz der Alliierten in Wien 1945 vor.


Werke: E. v. Ottenthal zu seinem 70. Geburtstag, in: Der Schlern 6, 1925; Beitrr. in Dolomiten, 1947; etc. – Ed.: Radfahrer Tourenbuch für Tirol und Vorarlberg, 1893.
Literatur: R. Schober, Die Tiroler Frage auf der Friedenskonferenz von Saint Germain (= Schlern-Schriften 270), 1982, s. Reg.; ders., Geschichte des Tiroler LT im 19. und 20. Jh., 1984, s. Reg. und S. 577, 587; E. Widmoser u. a., Südtirol A-Z, 4, 1995; Ph. W. Busch, Baron v. S. and the Struggle for South Tyrol, phil. Diss. Denver, 1996; L. v. Sternbach, in: Der Schlern 72, 1998, S. 547ff. (m. B.); Die Matrikel der Univ. Innsbruck. Abt.: Rechts- und Staatswiss. Fak. 1, bearb. P. Goller, 1998, S. 439.
Autor: (Ch. Roilo)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 13 (Lfg. 60, 2008), S. 232f.
geboren in Klausen
gestorben in Uttenheim

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