Sternglas, Oskar

Sternglas Oskar (Osias Benjamin), Funktionär, Bibliothekar und Buchhändler. Geb. Tarnopol, Galizien (Ternopil’, Ukraine), 24. 12. 1883; gest. Bernburg/Saale, Dt. Reich (Dtld.), 31. 3. 1942 (ermordet); mos.

Sohn eines Kaufmanns, Gatte der Juwelenschleiferin und Bibliothekarin Therese S., geb. Dolezal (1886–1961). Nach der Ermordung seines Vaters während eines antijüd. Pogroms flüchtete S. als Kind mit seiner Mutter und seinen Geschwistern nach Wien. Er absolv. eine Buchhändlerlehre und fand danach in der Wr. Volksbuchhandlung der SDAP Beschäftigung, wo er bis zum 2. Geschäftsführer aufstieg. Von Jugend an Sozialdemokrat, war er führend in der Bildungsarbeit seiner Partei in Wien-Ottakring tätig. Als langjähriger Leiter der 1912 gegr. Zentralbibl. der Arbeiterorganisationen des Bez. Ottakring widmete er sich insbes. dem Ausbau des Arbeiterbüchereiwesens. 1929 wurde S. Obmann der Unterrichtsorganisation Ottakring und Mitgl. des Vorstands der Ottakringer SDAP-Bez.organisation. Außerdem war er Obmann des Bez.verbands der Arbeiterver. Ottakrings. Durch die Auflösung der sozialdemokrat. Organisationen nach dem Februar 1934 seines Wirkungsfelds beraubt, betrieb S. gem. mit seiner Frau Therese eine private Leihbücherei und Buchhandlung. Bald nach dem „Anschluß“ wurde er von der Gestapo verhaftet und im September 1938 ins KZ Buchenwald deportiert, während die Buchhandlung zwangsliquidiert wurde. Im März 1942 wurde S. in die Euthanasieanstalt Bernburg überstellt, wo er kurz darauf ermordet wurde.


Literatur: H. Exenberger, in: Jura Soyfer 4, 1995, Nr. 4, S. 9ff. (m. B.); R. Obadalek, in: Österr. Bibliothekarinnen auf der Flucht, ed. I. Korotin, 2007, S. 160ff. (m. B., auch zu Therese S.).
Autor: (Ch. Kanzler)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 13 (Lfg. 60, 2008), S. 239f.
geboren in Tarnopol
gestorben in Bernburg

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