Stern, Arthur

Stern Arthur, Filmkaufmann und –produzent, Funktionär. Geb. Prag, Böhmen (Praha, Tschechien), 15. 6. 1874; gest. Wien, 24. 1. 1942; mos.

Bürgerl. Herkunft. Ab 1909 verehel. mit Ottilie Gehorsam (geb. Großjenc, Böhmen / Jenec, Tschechien, 8. 11. 1864; gest. Wien, 17. 12. 1940; mos.). S., der in Prag als Buchdrucker tätig war, verlegte wegen der nationalen Spannungen im ersten Jahrzehnt des 20. Jh. seinen Erwerbszweig nach Wien, wo er sich jedoch um 1912 dem Filmgeschäft zuwandte. Er war Mitbegründer von The Kinetoplane Co. GmbH., einem Unternehmen zum Vertrieb von Kinoapparaturen, und daneben auch in der Werbebranche tätig. 1913 übernahm er die Geschäftsleitung der von seiner Frau gem. mit Mary Grubinger gegr. Allianz-Filmverleih- und Vertriebs-GmbH., die sich in den ersten Jahren in der Distribution, später auch in der Produktion betätigte. So entstanden unter S.s Produktionsleitung u. a. „Königin Draga“ (1920), „Der Mann, der zweimal starb“ und „Genoveva“ (beide 1922) sowie dokumentar. und propagandist. Filme für die SDAP. S. plante auch Verfilmungen verschiedener Werke A. Schnitzlers (s. d.), die jedoch nicht realisiert wurden. Nach dem Verkauf der nunmehrigen Allianz, 1925, übernahm S. für rund drei Jahre die Leitung der Wr. Niederlassung der Berliner Universum-Film AG, der Ufa-Film GmbH (Wien) und des Ufa-Ton-Kinos (des späteren Tabor-Kinos in Wien 2). S., der 1920–25 Präs. des Bundes der Filmindustriellen (vorher Vizepräs.) und danach Präs. des neugegr. Verbands österr. Filmleihanstalten war, fungierte auch für die Leihanstalten als Mitgl. des Filmbeirats im Min. für Handel und Verkehr sowie als gerichtl. beeideter Sachverständiger, etwa 1934 beim Ausgleichsverfahren für die Allianz. 1923 oder 1924 KR. In den 30er Jahren erkrankte S. schwer und war nach dem „Anschluß“ bereits schwerstbehindert und pflegebedürftig. Sein ohnehin geringes Vermögen wurde beschlagnahmt, in seiner Wohnung waren zuletzt zehn weitere Personen „einquartiert“. Zum Zeitpunkt seines Todes war S. offenbar bereits für die Deportation in ein KZ vorgemerkt.


Literatur: Hdb. der KR Österr., zusammengestellt und red. R. Kraft, 1933; A. Schnitzler, Tagebuch 1931. Gesamtverzeichnisse 1879–1931, 2000, s. Reg.; A. Loacker, in: 07Filmarchiv, (03/2003), S. 18f. (m. B.); AdR, DÖW, Filmograf. Datenbank des Filmarchivs Austria, IKG, MA 35, WStLA, alle Wien; Mitt. Peter Michael Braunwarth, Wien.
Autor: (A. Loacker)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 13 (Lfg. 60, 2008), S. 223f.
geboren in Prag
gestorben in Wien

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