Stibral, Franz

Stibral Franz, Politiker. Geb. Wien, 16. 11. 1854; gest. Salzburg (Sbg.), 1. 2. 1930; röm.-kath.

Sohn eines Postbeamten. S. besuchte die Gymn. in Linz und Salzburg (1868/69), maturierte 1872 am Wr. Schottengymn. und stud. danach bis 1876 an der Univ. Wien Jus; 1877 Dr. jur. Bereits 1876 trat er bei der nö. Finanzprokuratur in den Staatsdienst, ehe er 1877 ins Handelsmin. überstellt wurde, wo er 1886 Min.sekr., 1892 Sektionsrat, 1896 Min.Rat und 1897 Sektionschef wurde. S.s wichtigste Aufgaben im Handelsmin. standen im Zusammenhang mit den erfolgreichen Zoll- und Handelsvertragsverhh., die 1891/92 mit Dtld., Italien, der Schweiz und Belgien geführt wurden. Von Oktober 1899 bis Jänner 1900 war er Leiter des Handelsmin., wobei seine wichtigste Maßnahme die Notverordnung über die Fortdauer der Zollgemeinschaft mit Ungarn war. Danach wieder Sektionschef, wurde er 1903 Geh. Rat. Die 1906 geschlossenen Verträge mit Rußland und Rumänien kamen unter seiner Leitung zustande; dafür wurde er mit dem Großkreuz des Franz Joseph-Ordens ausgez. Auch an der Reform des Konsularwesens sowie der Errichtung des Zollbeirats war S. maßgebl. beteiligt. Aufgrund sachl. Differenzen mit Handelsminister Fort (s. d.) schied er 1907 aus dem Staatsdienst. 1909 wurde er lebenslängl. Mitgl. des HH und übersiedelte 1910 nach Salzburg. 1910–14 fungierte S. als Präs. der Internationalen Stiftung Mozarteum, deren Gebäude während seiner Amtszeit errichtet wurde; 1914 Ehrenmitgl. Es gelang ihm, die Finanzen der Stiftung zu konsolidieren und eine Aufstockung der staatl. Subventionen zu erreichen. Eine neuerl. Berufung zum Handelsminister lehnte S. 1912 vorerst ab, bekleidete dieses Amt jedoch 1916 im zweiten, kurzlebigen Kabinett unter E. v. Koerber (s. d.). Anschließend zog er sich wieder nach Salzburg zurück. S. wurde u. a. 1892 mit dem Orden der Eisernen Krone III. und 1899 II. Kl. ausgez.


Literatur: NFP, 28. 12. 1909, 12. 11. 1924, 3.(A.), 4. 2. 1930; RP, 1. 11. 1916, 4. 2. 1930; Sbg. Chronik, Sbg. Volksbl., 3., WZ, 4. 2. 1930; Czedik 4, s. Reg.; 32. Jahresber. der ... Internationalen Stiftung: Mozarteum in Salzburg 1912, 1913, S. 13f.; Mitt. der Ges. für Sbg. Landeskde. 70, 1930, S. 182; 100 Jahre im Dienste der Wirtschaft, 1961, S. 419ff. (m. B.); UA, Wien.
Autor: (W. Fritz)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 13 (Lfg. 60, 2008), S. 247f.
geboren in Wien
gestorben in Salzburg

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