Steinlechner, Paul

Steinlechner Paul, Jurist. Geb. Wattens (Tirol), 23. 12. 1841; gest. Graz (Stmk.), 12. 1. 1920.

Sohn des Komponisten und Lehrers in Wattens Alois Florian S. (1805–1863). S. stud. an den Univ. Innsbruck und Padua Jus; 1867 Dr. jur. (Innsbruck). Weitere Stud. absolv. er in München (bei Bernhard Windscheid) und in Wien (bei Rudolf v. Jhering und Josef Unger); 1871 Priv.Doz. für röm. Recht, 1872 ao. Prof. für österr. Zivilrecht, 1878 o. Prof. für österr. und röm. Zivilrecht an der Univ. Innsbruck, fungierte dreimal als Dekan, 1883–84 als Rektor. 1897 o. Prof. für österr. Zivilrecht an der Univ. Graz, war an dieser 1903–04 Dekan, 1898–1917 Präses der Rechtshist. Staatsprüfungskomm., 1905 HR, 1913 i. R. Berufungen nach Prag und Wien (1905) lehnte er ab. S. erhielt 1894 den Orden der Eisernen Krone III. Kl. und 1913 das Komturkreuz des Franz Joseph-Ordens. S. ist ein bedeutender Vertreter der hist.-systemat. Richtung der österr. Privatrechtswiss. und der pandektist. Begriffsjurisprudenz. Sein erstes großes Werk, „Das Wesen der juris communio …“, 2 Bde., behandelt die Lehre von der Teilbarkeit und Unteilbarkeit auf dem Rechtsgebiet und das Miteigentum in seinen Einzelbeziehungen. Sein zweites Hauptwerk, „Das schwebende Erbrecht …“, 2 Bde., 1893–97, behandelt nach röm. und österr. Recht Fragen der Pendenz des Rechtes, insbes. der „ruhenden Erbschaft“.


Werke: Zur Reform des Eherechts, 1875; Ueber Besitz und Besitzesschutz des Faustpfandgläubigers nach österr. Recht. Ein Beitr. zur Lehre vom sog. Rechtsbesitz, in: Z. für das Privat- und öff. Recht der Gegenwart 26, 1899; Die Unredlichkeit als rechtshindernde Tatsache im bücherl. Verkehr nach dem österr. Rechte, 1904; Über das sog. bessere Recht im österr. Privatrecht, 1910; Zur Würdigung der Bestimmungen des österr. allg. bürgerl. Gesetzbuches über die örtl. Geltung der Gesetze, in: FS zur Jh.feier des Allg. bürgerl. Gesetzbuches 2, 1911; Rechtsübergang durch Sondernachfolge und im Erbgang, in: Österr. Zentralbl. für die jurist. Praxis 35, 1917; etc.
Literatur: Grazer Volksbl., 13. (A.), Tagespost (Graz), 14. 1. 1920; Der oesterr.-k. Orden der Eisernen Krone und seine Mitgl., 1912, S. 184 (m. B.); A. Ehrenzweig, in: Jurist. Bll. 49, 1920, S. 30; J. Steiner, in: Werkztg. der Fa. Swarovski, 1950 (auch für Alois Florian S.); F. Grass, in: Wattner Buch (= Schlern-Schriften 165), 1958, S. 129ff.; G. Wesener, in: Die Univ. Graz. Jubiläumsbd. 1827–1977, 1977, S. 38; Röm. Recht und Naturrecht (= Publ. aus dem Archiv der Univ. Graz 9/1), 1978, s. Reg.; G. Oberkofler, Stud. zur Geschichte der österr. Rechtswiss. (= Rechtshist. R. 33), 1984, S. 309ff.; Tradition und Herausforderung. 400 Jahre Univ. Graz, 1985, S. 110 (m. B.); Juristen in Österr. 1200–1980, ed. W. Brauneder, 1987, s. Reg.; G. Wesener, Österr. Privatrecht an der Univ. Graz (= Publ. aus dem Archiv der Univ. Graz 9/4), 2002, s. Reg.; AVA, Materialiensmlg. ÖBL, beide Wien.
Autor: (G. Wesener)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 13 (Lfg. 60, 2008), S. 195
geboren in Wattens
gestorben in Graz

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