Štěpán, Václav

Štepán Václav, Pianist, Musikwissenschaftler und Komponist. Geb. Petschek, Böhmen (Pecky, Tschechien), 12. 12. 1889; gest. Prag, Protektorat Böhmen und Mähren (Praha, Tschechien), 24. 11. 1944.

Sohn eines Bierbrauers, Schwiegersohn von Vilém Kurz und Ružena Kurzová (beide s. d.), mit deren Tochter, der Pianistin und Klavierpädagogin Ilona Š. (1899–1975), er ab 1924 verehel. war. Š. absolv. das Gymn. in Prag, nahm Klavierstunden an der von Josef Proksch (s. d.) gegr. Musiklehranstalt sowie 1905–09 Kompositionsunterricht bei Vítezslav Novák (s. d.); ab 1908 trat er öff. als Pianist auf. Š. stud. an der tschech. Univ. Prag Musikwiss. (1913 Dr. phil.), besuchte aber auch musikwiss. Vorlesungen von Rietsch (s. d.) an der Prager dt. Univ. sowie bei Hermann Kretschmar in Berlin, wo er auch Klavier stud. Nach dem Krieg hielt er sich kurze Zeit in Paris auf und unterrichtete 1919–30 am Prager Konservatorium als Doz. für Ästhetik und ab 1935 als Prof. für Klavier. Š. versuchte sich 1905–21 in der Komposition, gab danach das Komponieren aber auf. Ein ausgez. Pianist, Klavierbegleiter und Kammerspieler, unternahm er 1919–24 Konzertreisen in Österr., England, Dtld., Jugoslawien und insbes. in Frankreich. Als Pianist spezialisierte sich Š. auf die zeitgenöss. tschech. Musik und realisierte mehrere Urauff. großer Klavierwerke, -zyklen und Lieder (insbes. von Novák und Josef Suk). Er war einer der wenigen Interpreten und Hrsg. von Werken Janáceks (s. d.) in Prag und red. auch prakt. Ausg. der älteren tschech. Klavierliteratur (Smetana, s. d., Václav Jan Tomášek). Den tschech. Komponisten widmete Š. zahlreiche Texte auch im Rahmen seiner publizist. Tätigkeit, wobei er sich auf Novák und Suk konzentrierte. Seine Analysen ihrer Klavier- und symphon. Werke beschränken sich nicht nur auf analyt.-techn. Fragen, sondern berücksichtigen auch die ästhet. und psycholog. Aspekte und die Erfahrung eines ausübenden Künstlers. Darüber hinaus hatte Š. umfangreiche Kenntnisse der zeitgenöss. europ. Musik und war der erste unter den tschech. Kritikern, der die Werke Arnold Schönbergs und der Wr. Moderne sachkundig kommentierte. Er war Mitgl. der Ceská akad. ved a umení und der Musikkomm. des Kunstver. Umelecká beseda, 1920–27 eines der gründenden Mitgl. und langjähriges Vorstandsmitgl. des Spolek pro moderní hudbu und 1924–27 Vizepräs. der tschechoslowak. Sektion der Internationalen Ges. für neue Musik.


Werke: s. u. CHS; Ceskoslovensko-Biografie; Simbartlová.
Literatur: CHS (m. W.); Grove, 1980; MGG, 2. Ausg., Personentl. 15, 2006; Listy Hudební matice 5, 1926, S. 166ff.; Ceskoslovensko. Biografie, red. B. Koutník, Ser. 13, 1937 (m. W.); Smetana 37, 1944, S. 150f.; P. Simbartlová, V. Š. a jeho komorní tvorba, DA Prag, 2000 (m. W. u. L.).
Autor: (J. Ludvová)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 13 (Lfg. 60, 2008), S. 211
geboren in Pečky
gestorben in Prag

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