Steiner-Wischenbart, Josef

Steiner-Wischenbart Josef, Ps. Sepp vom Zugt(h)al, Freitagseppl, Schriftsteller, Journalist und Heimatforscher. Geb. Oberzeiring (Stmk.), 13. 3. 1876; gest. Graz (Stmk.), 14. 9. 1948; röm.-kath.

Hieß eigentl. Steiner; nannte sich ab etwa 1900 S.-Wischenbart. Bergbauernsohn. S. verbrachte seine Kindheit und Jugend auf dem Bauernhof seines Großvaters und besuchte die Volksschule in Oberzeiring. Eine weiterführende Schulbildung blieb dem aus kleinsten bäuerl. Verhältnissen aufgestiegenen Autodidakten versagt. Ab 1889 arbeitete er als Knecht, fühlte sich jedoch schon früh zum Schriftsteller berufen und begann 1895, angeregt und gefördert durch den mit ihm verwandten Dechanten und Volksschriftsteller Jakob Simbürger, Dialektged. zu schreiben und eine Smlg. volkstüml. Lieder, Redensarten und seltener Dialektwörter anzulegen. Ab 1897 leistete S. Militärdienst in Pola (Pula) und Wien, wo er seine Bildung durch den Besuch von Fachkursen und Bibl. vertiefte. In die Stmk. zurückgekehrt, war S. Posthilfsbeamter, entfaltete aber daneben als Mitarb. steir. Ztg. und Wochenbll., später auch von Roseggers Heimgarten“, eine umfangreiche publizist. Tätigkeit. 1903 veröff. er seine erste größere hist. Arbeit, eine Geschichte von Feldbach, wo er 1900–03 im Postdienst beschäftigt war. Ab 1909 war er hauptberufl. Red. der „Tauern-Post“ in Tamsweg, 1910–13 der „Reichs-Handwerker-Zeitung“ in Graz. 1910 wurde er Korrespondent der Zentral-Komm. zur Erforschung und Erhaltung der Kunst- und hist. Denkmale. Im 1. Weltkrieg dem KA in Wien zugeteilt, gab S. 1918 das sog. Eisenerzer Kriegsbuch heraus, eine Auswahl von Ged. und Geschichten über den Erzberg. Im letzten Kriegsjahr fungierte er als Schriftleiter der „Marburger Zeitung“ und des „Deutschen Montag“. In den 1920er und 30er Jahren für verschiedene steir. Ztg. und Z. tätig, lebte er zuletzt in St. Lambrecht. S.s zahlreiche Veröff., darunter mehr als 1.000 Artikel in Z. und Ztg., behandeln Geschichte, Volkskde. und Geographie insbes. des oberen Murtals, des Ennstals und des Lungaus. In „´s Judenburger G´läut’“ (2 Bde., 1912–14), einem Konzentrat seiner ausgedehnten Milieustud., schildert er anhand volkstüml. Skizzen, Anekdoten und Schwänke das von Sonderlingen und Originalen bevölkerte Alltagsleben der Bewohner des oberen Murtals, wobei er den mitunter ins Komische gewendeten Gegensatz zwischen dem vermeintl. dekadenten Stadt- und dem gesunden Landleben betont. Der Roman „Der Freitag-Sepp“, in dem S. eine Vielzahl steir. Volkstypen schildert, erschien 1932 in der „Aichfelder Zeitung“.


Werke: s. u. Kosch; Der alpenländ. Volksschriftsteller J. S.
Literatur: Brümmer; Hall–Renner; Kosch; Kosel 2; Der alpenländ. Volksschriftsteller J. S., 1916 (m. B. u. W.); J. Prenner, in: Gedenkschrift zum 25jährigen Schriftsteller-Jubiläum … J. S. …, 2. Aufl. 1921; W. Kindig, Das literar. Judenburg (= Judenburger Mus.schriften 77), 1976, S. 37, 54ff. (m. B.); Th. Brückler – U. Nimeth, Personenlex. zur Österr. Denkmalpflege, 2001; W. Brunner, Oberzeiring, 2006, S. 285; U. Baur – K. Gradwohl-Schlacher, Literatur in Österr. 1938–45, 1, 2008; Archiv des Stadtmus., Judenburg, Stmk.
Autor: (M. Schiestl)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 13 (Lfg. 60, 2008), S. 182f.
geboren in Oberzeiring
gestorben in Graz

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