Standthartner, Josef

Standthartner Josef, Neurologe und Musikfreund. Geb. Troppau, Schlesien (Opava, Tschechien), 4. 2. 1818; gest. Wien, 29. 8. 1892.

Sohn eines Kreissekr., Stiefvater von G. Schönaich (s. d.), Onkel von Mottl-Standhartner (s. d.). Nach dem Besuch des Gymn. in Znaim (Znojmo) kam S. 1834 nach Wien, wo er ab 1835 an der Univ. Med. stud.; 1843 Dr. med. Im selben Jahr trat er in das AKH Wien ein und wurde dort 1845 Internist, 1847 Sekundararzt, 1851 ordinierender Arzt und 1857 Primararzt. Daneben führte er eine Privatpraxis und behandelte auch Mitgl. des K.hauses. Seine Fachpubl. erschienen v. a. im „Aerztlichen Bericht des Allgemeinen Krankenhauses Wien“, in der „Wiener medizinischen Presse“ und in den „Medicinischen Jahrbüchern“. Insbes. befaßte sich S. mit Gehirntumoren, entzündl. Erkrankungen des Gehirns und der Hirnhäute, Lückenbildungen im Gehirn (Porenzephalie), Epilepsie und Diabetes. Als Kunstfreund pflegte S. freundschaftl. Beziehungen zu Richard Wagner, den er 1861 kennenlernte, und anderen Künstlern seiner Zeit. Seine Wohnung in der Seilerstätte (Wien 1) und ab 1865 im AKH war ein kulturelles Zentrum Wiens, das auch Ärztekollegen wie Billroth (s. d.) besuchten. Bei S. fand 1875 die erste Lesung des 3. Aktes der „Götterdämmerung“ durch Wagner statt. S. war Dion.mitgl. der Ges. der Musikfreunde in Wien und Ehrenmitgl. des Wr. Akadem. Wagner-Ver., an dessen Gründung er maßgebl. beteiligt war. Träger zahlreicher ausländ. Orden, wurde er 1874 mit dem Orden der Eisernen Krone III. Kl. ausgez. und 1892 HR.


Werke: s. u. Kreuter.
Literatur: NFP, 29. 8. 1892 (A.), 6. 9. 1911; Kreuter (m. W.); oeml; E. Fischer, in: Med.-chirurg. Zentralbl. 27, 1892, S. 520; Bayreuther Bll. 15, 1892, S. 462; L. Przibram, Erinnerungen eines alten Österreichers 1, 1910, S. 81f.; M. Morold, Wagners Kampf und Sieg 1–2, 1930, s. Reg.; E. Hilmar, in: R. Wagner, „Schusterlied“ aus der Oper „Die Meistersinger von Nürnberg“, ed. ders., 1988; A. Harrandt, in: Musicologica Austriaca 13, 1995, S. 80ff., 120 (B.), 121; R. Wagner. Sämtl. Briefe, ed. W. Breig, 12–15, 2001–05, s. Reg.; UA, Wien.
Autor: (D. Angetter – A. Harrandt)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 13 (Lfg. 59, 2007), S. 88f.
geboren in Troppau
gestorben in Wien

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