Stanecki, Tomasz

Stanecki Tomasz, Physiker, Meteorologe und Phänologe. Geb. Wadowice, Galizien (Polen), 21. 12. 1826; gest. Lemberg, Galizien (L’viv, Ukraine), 8. 1. 1891.

Sohn eines Schneiders. Nach Absolv. des Gymn. in Bochnia stud. S. 1846/47 Phil. an der Univ. Lemberg, danach zwei Jahre Jus. Während der revolutionären Ereignisse 1848 veröff. er zwei patriot. Ged., „Do braci“ und „Razem mlodzi przyjaciele“, wobei er im zweiten zur Errichtung des poln. Staates von der Oder bis zum Dnjepr aufrief. Ab 1849 stud. S. Mathematik und Physik. 1854 Lehrberechtigungsprüfung für die gymnasiale Unterstufe. 1855 arbeitete er als Supplent am Gymn. in Przemysl, 1856 wurde er an das 2. Gymn. nach Lemberg, das spätere Franz Joseph Gymn., versetzt; 1859 Dr. phil. der Univ. Lemberg. 1861 erlangte S. in Wien die Lehrberechtigung für Mathematik und Physik. In dieser Zeit nahm er seine Tätigkeit in der Galiz. Landwirtschafts-Ges. auf, wo er, zunächst stellv. Mitgl., 1872–74 als Komiteemitgl. fungierte und in dessen Rahmen er 1871–74 Kurse in Forstwirtschaft hielt. Nach Einführung des Poln. als Unterrichtssprache in Galizien übers. er einige dt.sprachige Schulbücher, wobei nachfolgende Aufl. immer mehr Kennzeichen seiner eigenen Bearb. tragen. S. verf. aber auch selbst Schulbücher. Bis 1889 unterrichtete er zudem forstwirtschaftl. Meteorol. an der Lemberger Fachschule für forstwiss. Bodenkde., später auch allg. Mathematik und Physik. 1872 Vizedir. der Lemberger Real- und Handelsakad. Nach der Habil. für theoret. Physik an der Univ. Lemberg 1873 o. Prof. für Physik; 1880/81, 1889/90 Dekan, 1881/82 Prodekan der phil. Fak., 1890 Rektor. S. hielt als erster Prof. an der Univ. Lemberg seine Vorlesungen auf Poln. 1881–91 unterrichtete er zudem Physik an der neu eröffneten Veterinärschule in Lemberg. Ab 1872 stand er der universitären Beobachtungsstation für Meteorol. und Magnetismus vor und beschrieb dort gemachte Beobachtungen u. a. in den österr. „Meteorologische Beobachtungen an zehn Stationen in Österreich und fünf des Orients“ sowie im amerikan. „Bulletin of International Meteorological Observations“. S. arbeitete auch mit der meteorolog. Abt. der Physiograph. Komm. der Akad. der Wiss. zusammen. 1881 richtete er im Auftrag des Galiz. Landesausschusses eine Reihe von Wetterbeobachtungsstationen ein und leitete deren wiss. Aufsicht. 1885 nahm er an der Errichtung von phänolog. Beobachtungsstationen der Galiz. Ges. für Waldkde. teil. Physikal. befaßte er sich mit dem Einfluß von elektr. Strom auf die Bewegung von auf Wasser schwimmendem Magnesium, die er mit Hilfe des Biot-Savart-Gesetzes erklärte. Auch veröff. er naturwiss. Arbeiten in populären Z. wie „Czasopismo Aptekarskie“, „Swit“, „Bartnik“, „Przewodnik dla lesników“, „Przyrodnik“ S. war u. a. Mitgl. der Poln. Ges. für Naturschutz, der Galiz. Ges. für Waldkde., der Galiz. Ges. der Apotheker und der Ges. für Meteorol. in Wien.


Werke: W. (auch s. u. PSB): Wechselwirkung galvan. Ströme, qualitativ und quantitativ bestimmt, 1872 (Habil.schrift). – Übers.: A. Kunzek v. Lichton, Fizyka doswiadczalna dla nizszych szkól gimnazjalnych i realnych, 1866, 1876; F. Mocnik, Geometria dla klas wyzszych gimnazjalnych, 1869, 1876; ders. Arytmetyka i algebra dla klas wyzszych gimnazialnych i realnych, 1872.
Literatur: WZ, 9. 1. 1891; PSB (m. W. u. L.).
Autor: (P. Benesch)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 13 (Lfg. 59, 2007), S. 89
geboren in Wadowice
gestorben in Lemberg

Lifeline