Stanič, Valentin

Stanic (Stanig) Valentin, Schulmann, Alpinist, Volkserzieher und Priester. Geb. Bodrež, Görz und Gradiska (Slowenien), 12. 2. 1774; gest. Görz, Görz und Gradiska (Gorizia, Italien), 29. 4. 1847.

Sohn eines wohlhabenden Bauern. S. besuchte das Gymn. in Klagenfurt, ab 1793 in Salzburg, wo er ab 1778 Phil. und Theol. stud.; 1802 Priesterweihe. Daneben beschäftigte er sich mit Botanik, Geol. und Landvermessung; u. a. stud. er bei dem Prof. für Mathematik und Physik P. Ulrich Schiegg, dem er bei seinen trigonometr. Aufnahmen der Sbg. Berge assistierte. Mit ihm beteiligte er sich an der Glocknerbesteigung im Jahr 1800, wobei er barometr. Höhenmessungen vornahm. S. war Erstbesteiger mehrerer Gipfel der Ostalpen. Seine Exkursionen auf den Großglockner, den Hohen Göll, den Watzmann und den Schafberg bei St. Gilgen beschrieb er im „Salzburger Intelligenzblatt“, die Besteigung des Triglav in der „Laibacher Zeitung“ (postum erschienen 1857). In der Salzburger Zeit legte er ein vollständiges Herbarium von Sbg. sowie ein kleines Alpinum am Nonnberg an, wo er als Aushilfskaplan im Benediktinerinnenstift seine erste Anstellung gefunden hatte. 1802 kam S. als Kaplan nach Bainsizza Hl. Geist (Banjšice) bei Kanal, wo er bis 1809 verblieb. Dann war er bis 1819 Vikar in Ronzina (Rocinj). S. verband die Seelsorge mit vielseitiger prakt. Unterweisung für den Bauernstand und führte im Schulunterricht neue Methoden und Inhalte ein (Unterricht im Freien, Turnen, Schwimmen, Naturkde., Sternenkde.). Auch impfte er die Mitgl. seiner Pfarrgmd. gegen die Blattern. Ab 1807 druckte er in der kleinen Druckerei, die er sich in Bainsizza eingerichtet hatte, geistl. Volkslieder und Ged., später gab er in Görz und Udine Smlgg. von Liedern, Ged. (meist Übers. aus dem Dt.) und Gebeten für die Bauern heraus. 1819 wurde S. Kanonikus des Görzer Domkapitels und hatte als Schuloberaufseher für das Görzer Bistum entscheidenden Antl. an der Errichtung zahlreicher Trivial- und Normalschulen. S. war der Hauptinitiator und Organisator des Görzer Taubstummeninst. (1840), dessen Leitung er bis zuletzt innehatte. Er organisierte eine Art Buchhandlung bzw. Buch-Vermittlung und gab hiefür 1842 den ersten slowen. Buchkat. heraus. 1846 gründete er den Görzer Ver. wider die Tierquälerei, den ersten derartigen Ver. in Österr. Sein Vermögen vermachte S. wohltätigen Einrichtungen für Schüler sowie dem Görzer Taubstummeninst. Von der Sektion München des Dt. Alpenver. wird seit 1999 jährl. ein Stanic-Preis für „Verdienste auf humanitärem Gebiet oder auf dem Gebiet des Natur- und Umweltschutzes“ verliehen.


Werke: Pesme sa kmete ino mlade ludí, 1822, 2. Aufl. 1838, Faksimileausg. 1971; Molitve in premishlovanja, 1826; Drugi perstavik starih ino novih cerkvenih ino drugih pisem, 1838; Meine Erfahrungen bei den Exkursionen auf den Hohen Göhl. (Mit Notizen über die erste Watzmann-Ersteigung), in: Z. DÖAV 12, 1881.
Literatur: WZ, 12. 7. 1847; PSBL; SBL; Wurzbach (s. Stanig); J. Bleiweis, in: Koledarcik za prestopno leto 1856, 1855, S. 17ff.; J. Lovrencic, V. S. und sein literar. Wirken, phil. Diss. Graz, 1914; V. S. 1774–1847, ed. M. Brecelj, 1973; Enc. Slovenije 12, 1998; V. S., prvi alpinist v vzhodnih alpah, ed. S. Klinar, 2000 (m. B., W. u. L.); V. S. Bergsteiger, Schriftsteller, Wohltäter, ed. P. Zimmermann, 2000 (m. B.); M. Scharfe, in: Was in der Geschichte nicht aufgeht, ed. H.-P. Zimmermann, 2003, S. 129ff.; T. Peterlin-Neumaier, V. S. (1774–1847), 2005 (m. B., Materialiensmlg. ÖBL); Erzbischöfl. Konsistorialarchiv, UA, beide Salzburg, Sbg.
Autor: (E.- M. Hüttl-Hubert)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 13 (Lfg. 59, 2007), S. 92f.
geboren in Bodrež
gestorben in Görz

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