Stanojević, Stanoje

Stanojevic Stanoje, Historiker. Geb. Neusatz, Ungarn (Novi Sad, Serbien), 13. 8. 1874; gest. Wien, 30. 7. 1937.

Aus einer angesehenen serb. Familie stammend, Sohn eines Arztes. S. besuchte das Gymn. in Neusatz und stud. ab 1892 an der Univ. Wien bei Jagic sowie bei J. K. Jirecek (beide s. d.), bei dem er 1896 zum Dr. phil. prom. 1897/98 hielt sich S. in Rußland auf, war dann 1898–99 Prof. am Serb. Gymn. in Konstantinopel (Istanbul) und arbeitete auch am dortigen Russ. Archäolog. Inst., wo er die Grundlagen für sein 1903–06 erschienenes zweibändiges Werk „Vizantija i Srbi“ legte. Ab 1900 wirkte S. als Doz. an der Belgrader Hochschule; nach deren Erhebung zur Univ. lehrte er dort ab 1905 Geschichte als ao., ab 1919 als o. Prof. S. war ab 1905 korr., ab 1920 o. Mitgl. der Serb. Akad. 1908 veröff. er ein populärwiss. Werk über die Geschichte des serb. Volkes („Istorija srpskoga naroda“, 3. Aufl. 1926). Nach dem Zusammenbruch Serbiens 1915 ging er 1916 über Albanien und Italien nach Petrograd (Sankt-Peterburg), nach Ausbruch der russ. Revolution 1917 nach Paris, wo er an der Sorbonne Vorlesungen über serbokroat. Geschichte hielt; 1918 unterrichtete er an der Univ. of London. Als Mitgl. der jugoslaw. Delegation nahm S. nach dem 1. Weltkrieg an den Friedensverhh. in Paris teil. Nach der Rückkehr in seine Heimat beschäftigte er sich mit der serb. Geschichte unter den Nemanjiden („Sveti Sava“, 1935) und leitete die Hrsg. der ersten jugoslaw. Nationalenz. sowie einer Übersicht über die serb. Geschichte des 19. Jh. („Srpski narod u 19. veku“, 14 Bde., 1934–41). Von der breit angelegten Geschichte des serb. Volkes im Mittelalter („Istorija srpskoga naroda u srednjem veku“) konnte S. 1937 nur den ersten Teilbd. vollenden. Unter seiner Leitung erschien 1928 die erste rein serb. hist. Z. „Glasnik Istoriskog društva u Novom Sadu“ und ab 1935 die Z. „Jugoslovenski Istoriski Casopis“. S., der andere hist. Arbeiten stets scharf und unnachsichtig beurteilte, hat entscheidend zum Durchbruch der krit. Richtung in der serb. Historiographie beigetragen.


Werke: W. (auch s. u. Srpski knjiženni glasnik; Glasnik Istoriskog): Die Biographie S. Lazarevic’s von Konstantin dem Philosophen als Geschichtsquelle, phil. Diss. Wien, 1896, gedruckt in: Archiv für slav. Philol. 18, 1896; Narodna enc. srpsko-hrvatsko-slovenacka, 4 Bde., 1925–29, 2. Neudruck 2001; etc.
Literatur: Biograph. Lex. Südosteuropas; Enc. Jug. (m. B.); Narodna enc. srpsko-hrvatsko-slovenacka 4, 1929; Srpski knjiženni glasnik 51, 1937, S. 637ff. (m. W.); Letopis Matice srpske 348, 1937, S. 132ff.; Jugoslovenski Istoriski Casopis 4, 1938, Nr. 1–2, S. 1ff.; Glasnik Istoriskog društva u Novom Sadu 11, 1938, Nr. 3–4, S. 1ff. (m. B., W. u. L.); Naša prošlost 1, 1973–74, Nr. 8–9, S. 147ff.; Zbornik Matice srpske za istoriju 42, 1990, S. 173ff.; Enc. srpske istoriografije, 1997; G. Krivokapic-Jovic, Oklop bez viteza (= Studije i monografije, Inst. za Noviju Istoriju Srbije 19), 2002; UA, Wien.
Autor: (M. Stoy)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 13 (Lfg. 59, 2007), S. 95f.
geboren in Novi Sad
gestorben in Wien

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