Stark, Simon

Star(c)k Simon, Politiker, Redakteur und Gewerkschafter. Geb. Zieditz, Böhmen (Citice, Tschechien), 27. 10. 1865; gest. Falkenau, Dt. Reich (Sokolov, Tschechien), 3. 11. 1939.

Sohn eines Glasmachers. S. besuchte die Volks- und Bürgerschule in Falkenau und wurde Bergarbeiter. Anfang der 1890er Jahre wurde er als hervorragender Agitator und Red. des Gewerkschaftsbl. für Bergleute „Glück auf“ einer der wichtigsten Organisatoren der sozialdemokrat. Gewerkschaft der Bergleute. 1898 wurde er nach Tachau (Tachov) geschickt, um dort das lokale Parteibl. „Vorwärts“ zu red. Nach Falkenau zurückgekehrt, gründete S. aufgrund von Differenzen mit der Bergleute-Gewerkschaft die Gewerkschaft „Solidarität“, die 1902 zu einer Dachorganisation für die Bergarbeiter-Verbände im Raum Falkenau wurde. Wegen parteischädigenden Verhaltens wurde er 1903 aus der sozialdemokrat. Partei ausgeschlossen. Schon davor hatte er die Z. „Freie Worte“ (später „Der deutsche Freisoziale“) und die antimarxist. orientierte Freisoziale Partei gegr. Mit Hilfe der bürgerl. Parteien wurde S. 1907 in den RR gewählt, wo er bis 1918 eine unabhängige, opportunist. Politik verfolgte und am häufigsten mit der CSP kooperierte. Im Zuge der nationalen Kämpfe in der Falkenauer Gegend 1908–10 näherte er sich den Dt.nationalen an. Sein Gewerkschaftsbund war bes. durch freie Organisation und niedrige Beiträge attraktiv, weswegen er sich keine schärferen Lohnkämpfe leisten konnte; daher verlor die „Solidarität“ i. d. F. gegenüber den sozialdemokrat. Gewerkschaften an Boden. In der national und sozial radikalisierten Atmosphäre nach dem 1. Weltkrieg gewann S. durch verbale Angriffe gegen Staatsapparat und Arbeitgeber nochmals an Popularität, wobei er jedoch gleichzeitig über gute Beziehungen zu den Repräsentanten von Staat und Wirtschaft verfügte. Um seine Stellung der Sozialdemokratie gegenüber zu wahren, suchte er zuerst die Unterstützung der Kommunisten, koalierte später aber mit den dt.-böhm. Nationalsozialisten und deren Gewerkschaften, weshalb sich die „Solidarität“ von S.s Einfluß löste. 1923–28 amtierte S. mit nationalsozialist. Unterstützung als Bgm. von Falkenau. 1931 wiedergewählt, wurde er jedoch nicht bestätigt, da er sich weigerte, den vorgeschriebenen Eid abzulegen. 1935 unternahm er noch den erfolglosen Versuch, eine „Partei der Schuldner“ zu gründen. S. starb in Armut, da er eine finanzielle Unterstützung durch die Nationalsozialisten abgelehnt haben soll.


Werke: Beitrr. in Glück auf, Vorwärts, Freie Worte, Der dt. Freisoziale; etc.
Literatur: Egerländer Biograf. Lex. 2; Freund, 1907, 1911 (beide m. B.); Jb. der Egerländer 7, 1959, S. 115ff. (m. B.); J. Matejcek, in: Minulostí západoceského kraje 9, 1972, S. 57ff.; H. Theisinger, Aus dem Egerland. Falkenau, Stadt und Land, 1983, S. 395ff. (m. B.).
Autor: (J. Pokorný)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 13 (Lfg. 59, 2007), S. 107f.
geboren in Citice
gestorben in Falkenau an der Eger

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