Spitz, Ernst

Spitz Ernst, Journalist und Schriftsteller. Geb. Kronstadt, Siebenbürgen (Brasov, Rumänien), 27. 6. 1902; gest. KZ Buchenwald, Dt. Reich (Dtld.), 22. 6. 1940 (ermordet); mos., 1920 aus der IKG aus-, 1939 wieder eingetreten.

Sohn eines Bankdir. S. stud. 1921–23 Jus an der Univ. Wien und trat danach in die Red. des KPÖ-Zentralorgans „Die Rote Fahne“ ein. Im April 1923 während Ausübung seiner berufl. Tätigkeit bei einer Arbeitslosen-Demonstration vor dem Wr. Parlament festgenommen, hatte der Prozeß gegen ihn im Justizausschuß des Nationalrats ein Nachspiel. Seine Eindrücke aus der zweimonatigen Haft veröff. er vorerst in der Ztg. „Der Abend“, 1924 faßte er sie in der Broschüre „Du gehst vorbei. Bericht über die Verhältnisse in österreichischen Gefängnissen“ zusammen. Im selben Jahr aus der KPÖ ausgeschlossen, arbeitete er danach als Gerichts- und Lokalred. bei der von Emmerich Békessy gegr. Wr. Boulevard-Tagesztg. „Die Stunde“. Aufgrund seiner Anschuldigungen, daß Anzeigenakquisiteure der „Stunde“ mit Andruckfahnen kompromittierender Artikel von den darin Betroffenen Inserate erpreßten, wurde er jedoch 1926 entlassen. 1926–27 veröff. S. zu diesem Thema die beiden Broschüren „Békessys Revolver“, die zum Synonym für das Sensationsbl. wurden. In dem von Karl Kraus (s. d.) geführten Pressekrieg gegen Békessy, in welchen auf Seite der „Stunde“ neben Anton Kuh und Karl Tschuppik auch deren Reporter, der spätere Hollywood-Regisseur Billy Wilder, involviert waren, stellte sich S. dem „Fackel“-Hrsg. als Kronzeuge zur Verfügung. 1929 leitete S. kurz als verantwortl. Red. die Wr. Tagesztg. „Die Welt am Morgen“, 1933 emigrierte er über Prag nach Paris. In den dortigen Emigranten-Kabaretts lernte er Leon Askin kennen, mit dem er nach seiner Rückkehr nach Wien 1935 im Kabarett „ABC“ tätig war. Gem. mit seinem Freund Soyfer (s. d.) und Fritz Eckhardt schrieb S. i. d. F. zeitkrit. Programme für das „ABC“ („Die Welt in 99 Jahren“, 1936, „Florian sucht den gestrigen Tag“, 1937) und das „Theater für 49“ („Der Chef verbeugt sich“, 1937). Sein gem. mit Philipp Zeska verf. Theaterstück „Am Schwarzen Meer“ diente als Vorlage für den Hollywood-Film „The World and the Flesh“. Von der Gestapo 1938 als Jude in „Schutzhaft“ genommen, wurde er zuerst nach Dachau, dann in das KZ Buchenwald deportiert, wo er 1940 „auf der Flucht“ erschossen wurde.


Literatur: P. Kirchweger, Inflations- und Revolverpresse in der Ersten Österr. Republik …, phil. Diss. Wien, 1985, S. 206ff.; A. Hutter – K. Kamolz, B. Wilder. Eine europ. Karriere, 1998, s. Reg.; A. Hutter, Rasierklingen im Kopf. E. S. – Literat, Journalist, Aufklärer, 2005 (m. B. u. L.); ders., in: Illustrierte Neue Welt, Februar/März 2006, S. 14 (m. B.); IKG, UA, beide Wien.
Autor: (A. Hutter)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 13 (Lfg. 59, 2007), S. 35f.
geboren in Kronstadt
gestorben in Buchenwald

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