Špott, Jan

Špott (Spott, Špot) Jan (Johann), Mediziner und Naturheilkundler. Geb. Prag, Böhmen (Praha, Tschechien), 3. 1. 1813; gest. ebd., 8. 4. 1888.

Sohn eines Schatzmeisters, Bruder von Karel Š. (s. d.). Š. stud. nach Absolv. des Gymn. ab 1832 Med. an den Univ. Prag und Wien und unternahm Fortbildungsreisen nach Berlin, Paris und in die Schweiz; 1837 Dr. med. an der Univ. Prag, 1841 Dr. chir. Zunächst als prakt. Arzt in Prag, Jinetz (Jince) und Pilgram (Pelhrimov) tätig, machte sich Š. ab 1841 in Gräfenberg bei Freiwaldau (Jeseník) mit den Heilmethoden von Priessnitz (s. d.) vertraut und leitete in den Jahren 1842/43 im Inst. K. S. Amerlings (s. d.) Budec in Prag gem. mit seinem Bruder ein Krankenhaus, welches sich auf natürl. Heilmethoden spezialisierte. 1843 gründete er zusammen mit Karel sein eigenes Inst. für Hydrotherapie und Orthopädie in seinem Geburtshaus in der Prager Neustadt, welches 1845 offiziell bestätigt, 1873 aber von ihm selbst wieder geschlossen wurde. Die von Š. hier angewendeten Heilmethoden basierten auf der Hydrotherapie von Priessnitz, der Diätetik Emanuel Schroths (s. d.) und dem orthopäd. Turnen Pehr Henrik Lings. Chron. Krankheiten therapierte er mit Kalt-, Warmwasser- und Sandbädern, Gymnastik und elektr. Strom. 1848 Priv.Doz. für Gesundheitslehre, Hydrotherapie und Orthopädie, hielt er seine Vorlesungen auch in tschech. Sprache. Im März 1870 beantragte er vergebl. die ao. Professur. Nach der Aufteilung der med. Fak. in Prag in die tschech. und die dt. 1883 verblieb Š. an der tschech. Fak., aber auch hier wurde ihm der Prof.titel verwehrt. Š. gilt als Begründer der Orthopädie und der physikal. Heilkde. in Böhmen. Er war aktiver Teilnehmer an der tschech. Nationalbewegung, weshalb er 1848 verhaftet worden war, und erwarb sich Verdienste um die Schaffung der tschech. Fachterminol. 1862 beteiligte er sich an der Gründung der bis heute erscheinenden ersten tschech. med. Z. „Casopis lékaru ceských“. Seine wiss. Publ., insbes. über Homöopathie, Balneo- und Hydrotherapie, aber auch über orthopäd. Turnen und die Geschichte der Med. in Böhmen erschienen vorrangig in dieser Z. sowie in „Prager medicinische Monatsschrift für Homoeopathie, Balneotherapie und Hydropathie“. Sein Nachlaß befindet sich im Literární archiv PNP in Prag.


Werke: s. u. Werstler.
Literatur: Otto; Rieger; Wurzbach (s. u. Spoth Joseph Nikolaus); Prager med. WS 13, 1888, S. 133; Casopis lékaru ceskych 27, 1888, S. 225, 52, 1913, S. 29, 87, 1948, S. 638, 94, 1955, S. 1112; Osveta 18, 1888, S. 1117f., 43, 1913, S. 265; V. Weiss, Dejiny chirurgie v Cechách, 1891, S. 124f.; O. Kukula, Rozvoj chirurgie ceské v letech 1848–98, 1899, S. 6f.; M. Navrátil, Almanach ceských lékaru, 1913; Sborník pro chirurgii pohybového ústrojí 16, 1949, S. 2ff.; O. Matoušek, Lékari a prírodovedci doby Purkynovy, 1954, S. 135ff.; F. Werstler, Personalbibliographien … der Med. Fak. zu Prag … 1853–80, med. Diss. Erlangen-Nürnberg, 1972, S. 180ff. (m. W.); Pruvodce po fondech Literárniho archivu PNP 2, 1993; UA, Praha, Tschechien; AVA, Wien.
Autor: (L. Hlavácková)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 13 (Lfg. 59, 2007), S. 47
geboren in Prag
gestorben in Prag

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