Stadion-Thannhausen, Emerich Reichsgf. von

Stadion-Thannhausen Emerich Reichsgf. von, Schriftsteller und Offizier. Geb. Radkersburg (Bad Radkersburg, Stmk.), 17. 2. 1838; gest. Wien, 3. 8. 1901; röm.-kath.

Sohn des Off. Damian Gf. v. S.-T. und von Katharina, geb. Gyika v. Desánfalvá, Neffe von Philipp Franz Gf. v. S.-T. (s. d.). S., der auf dem Heideschloß Bellatincz aufwuchs, zeigte früh künstler. Begabung: Er komponierte, war ein Virtuose am Klavier und schrieb sein erstes Theaterstück, das Zaubermärchen „Der Erdgeist“, mit nur elf Jahren. Als 18jähriger entschloß sich S. allerdings für die militär. Laufbahn beim IR 47, wurde 1857 Unterlt. und zum Kaiserjägerrgt. transferiert, 1859 Lt. Aufgrund seiner Leistungen in den Schlachten von Magenta und Solferino erhielt er die Allerhöchste belobende Anerkennung, quittierte jedoch 1862 den Dienst und zog nach Graz. Im selben Jahr erschienen einige seiner Kompositionen im Druck. S.s erste Schaffensperiode als Schriftsteller stand unter dem Einfluß des Kreises um Sacher-Masoch (s. d.), dem auch Emil Vacano angehörte, mit dem S. eine tiefe Freundschaft verband und mit dem er einige Werke veröff. Seinen ersten Bühnenerfolg feierte S. mit dem Salonlustspiel „Eine Ehe auf Pastell“, das 1863 in Graz uraufgef. wurde. Seine 1867 geschlossene Ehe mit der russ. Gfn. Marie Madelaine v. Gurjew wurde bald getrennt und S. zog i. d. F. zu Vacano nach St. Pölten. Hier lernte er den Schriftsteller Keim (s. d.) kennen, woraus sich eine Beziehung entwickelte, die in einem umfassenden Briefwechsel dokumentiert ist. Freundschaftl. Beziehungen pflegte S. auch zu anderen Schriftstellern seiner Zeit, wie Ham(m)erling, Marsano (beide s. d.), Ada Christen (s. Breden Ch. v.) oder Elise Polko. Ab 1876 lebte S. in Melk, Loosdorf, Znaim (Znojmo), Oberwaltersdorf, Perchtoldsdorf und Hainfeld, bis er schließl. 1900 nach Wien zog. Mit dem Tod seines Cousins, Karl Friedrich Reichsgf. v. S.-T., 1898, war S. in den Besitz des Majorats und großer Fideikommißherrschaften in Böhmen, Bayern und Württemberg gelangt, mußte jedoch aus Krankheitsgründen die Verwaltung seinem Bruder Philipp Reichsgf. v. S.-T. (1847–1908) übertragen, der nach S.s Tod letzter Majoratsherr wurde. S.s Dramen wie seine Prosa galten bereits zu seinen Lebzeiten als veraltet. Seine Stärke lag im lyr. Schaffen, doch war ihm auch dabei kein durchschlagender Erfolg beschieden. Nach seinem Tod geriet sein Werk bald völlig in Vergessenheit.


Werke: s. u. Kosch; Wieser.
Literatur: Brümmer; Killy; Kosch (m. W.); Kosch, Theaterlex.; Wurzbach (s. u. Stadion-Warthausen Franz Ser.); A. Hinrichsen, Das literar. Dtld., 2. Aufl. 1891; L. Wieser, E. Gf. S., phil. Diss. Wien, 1949 (m. B. u. W.); WStLA, Wien.
Autor: (R. Müller)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 13 (Lfg. 59, 2007), S. 68
geboren in Bad Radkersburg
gestorben in Wien

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