Sowiński, Ignaz

Sowinski Ignaz (Ignacy Stanislaw), Architekt. Geb. Krakau, Galizien (Kraków, Polen), 31. 8. 1858; gest. ebd., 19. (20.) 7. 1917.

– Sohn eines Cafetiers. Nach Absolv. der Realschule in Krakau (1876) stud. S. bis 1881 (Absolutorium) an der TH in Wien u. a. bei H. v. Ferstel (s. d.) und eröffnete anschließend ein privates Atelier. Hier plante er – unter Einbeziehung prakt. Problemstellungen, wie etwa Verkehrsanbindung und Innenbeleuchtung – zahlreiche Zinshäuser, meist im Stil der Neorenaissance oder des Neobarock, wobei viele seiner Projekte ab 1887 in österr. und dt. Fachz. reproduziert wurden. 1887 wurde er mit dem Umbau der evang. reformierten Stadtkirche in Wien 1 im neobarocken Stil beauftragt. Nach 1890 tauchten, v. a. in seinen Projekten für Landsitze, von lokaler Bautradition beeinflußte Formen auf, die damals der sog. Dt. Renaissance zugerechnet wurden. Für die Jubiläumsausst. 1898 entwarf S. den Wr. Pavillon im neobarocken Stil, wandte sich jedoch danach der Sezession und später dem neoklassizist. Stil zu. Einer seiner bedeutendsten Entwürfe in Wien war das gem. mit E. Frauenfeld (s. d.) im Stil des Neoempire ausgeführte Schloß für Erzhg. Leopold Salvator (s. d.) auf dem Wilhelminenberg (Wien 16), 1903–08. Ab September 1913 war S. an der Renovierung des Königsschlosses auf dem Krakauer Wawel beteiligt und wurde 1914 mit der Leitung dieser Arbeiten beauftragt, die er jedoch nach Ausbruch des 1. Weltkriegs unterbrach, um nach Wien zu reisen. Nach Konflikten mit dem Renovierungskomitee im November 1915 legte er im Februar 1916 seinen Auftrag zurück. S., in dessen Büro während seiner kurzen Bauleitung über 500 Zeichnungen und 200 Skizzen entstanden, setzte sich sowohl mit der hist. als auch mit der künstler. Problemstellung der Konservierung auseinander und lehnte architekton. Experimente moderneren Stils im Bereich des Schlosses ab.


Werke: Kreisrats- und Sparkassengebäude, 1892–94 (Wadowice, gem. m. J. Wassilko); Palais Leon Mankowski, 1903, Haus der Ärztevereinigung, 1903–04 (beide Kraków, beide gem. m. W. Kaczmarski); etc.
Literatur: PSB (m. L.); Thieme–Becker; R. Wagner-Rieger, Wiens Architektur im 19. Jh., 1970, s. Reg.; Bibliographie zur Architektur im 19. Jh., ed. S. Waetzoldt, 1977, s. Reg.; M. Zgórniak, Wokól neorenesansu w architekturze 19. wieku, 1987; W. J. Bandion, Steinerne Zeugen des Glaubens, 1989, S. 565; J. Purchla, Jak powstal nowoczesny Kraków, 2. Aufl. 1990; N. Nemetschke – G. J. Kugler, Lex. der Wr. Kunst und Kultur, 1990, s. Reg.; Archiv der TU, Wien; Archiwum Zamku Królewskiego na Wawelu, Kraków, Polen.
Autor: (M. Zgórniak)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 12 (Lfg. 58, 2005), S. 437
geboren in Krakau
gestorben in Krakau
ausgebildet in Krakau -1876
wirkte in Wien
wirkte in Krakau 1913-1916
war Student Technische Hochschule Wien -1881

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