Spatzenegger, Leopold

Spatzenegger Leopold, Arzt und Historiker. Geb. Salzburg (Sbg.), 24. 5. 1815; gest. ebd., 10. 2. 1877.

Sohn eines Kaufmanns. Nach Absolv. des Gymn. stud. S. Med. zunächst drei Jahre an der Univ. Pavia, ab 1835/36 an der Univ. Wien; 1841 Dr. med., 1844 Dr. chir. 1842–49 am AKH Wien als Präparator, Sekundararzt und Ass. unter J. v. Skoda (s. d.) tätig, war S. 1843–45 auch Konzeptspraktikant im San.-Dep. der nö. Regierung. 1849 kurzfristig dem Militär-Filial-Spital Michelbeuern (Wien) zugeteilt, wurde er noch im Herbst 1849 Supplent für das Lehramt der theoret. Med. an der Militärschule des niederen med. Lehrkurses in Wien, ehe er 1850 als Prof. für theoret. Med. an das Lyzeum nach Salzburg wechselte. 1860 auf die Lehrkanzel der prakt. Med. an der dortigen med.-chirurg. Lehranstalt berufen, war er 1861–76 Primararzt im St.-Johanns-Spital in Salzburg und betrieb daneben eine Privatpraxis. In den Kriegsjahren 1859 und 1866 erwarb er sich bes. Verdienste um die med. Versorgung, wofür er mit dem Ritterkreuz des Franz Joseph-Ordens ausgez. wurde. S. verf. zahlreiche Aufsätze med., aber auch geschichtl. sowie volkskundl. Natur. In seinen frühen Werken beschäftigte er sich mit botan. Fragen, daneben interessierte ihn auch die Anatomie der Vögel, von denen er eine Smlg. an Skeletten selbst präpariert hatte und die nach seinem Tod dem Salzburger Mus. Carolino Augusteum überlassen wurde. Sein handschriftl. Nachlaß im Sbg. LA enthält reichhaltiges Quellenmaterial zu einer Geschichte der Innungen von Salzburg, zur Geschichte der Stadt Salzburg sowie „Salzburger Seelenbeschreibungen“ der Jahre 1552, 1569, 1647 und 1713. Auf dem Gebiet der kulturhist. Forschungen der Sbg. Stadt- und Landesgeschichte galt S. als Autorität. 1863 wurde er o. Mitgl. der ständigen Med.-Comm., 1869 Mitgl. des neu gegr. ärztl. Ver. in Salzburg, 1870 o. Mitgl. des San.rats. Außerdem unterstützte er das Sbg. Mus. Carolino Augusteum, war Gründungsmitgl. der Ges. für Sbg. Landeskde. und in beiden Institutionen 1868–75 als Verwaltungsrat tätig. Darüber hinaus war er – wenn auch erfolglos – ein engagierter Verfechter der Wiedererrichtung der Univ. Salzburg.


Werke: W. (auch s. u. Wurzbach): Beitrr. in Mitt. der Ges. für Sbg. Landeskde., Sbg. Landes-Ztg.; etc.
Literatur: Sbg. Ztg., 17., 21.–24. 3. 1877; Wurzbach (m. W.); Mitt. der Ges. für Sbg. Landeskde. 17, 1877, S. 238f., 21, 1881, S. 143ff.; H. Klein, ebd. 100, 1960, S. V; H. Egglmaier, Das med.-chirurg. Stud. in Graz (= Phil. Diss. der Univ. Graz 50), 1980, s. Reg.; J. Brettenthaler – V. Feurstein, Drei Jhh. St.-Johanns-Spital Landeskrankenhaus Salzburg …, 1986, S. 161; Geschichte Sbg. Stadt und Land, ed. H. Dopsch – H. Spatzenegger, 2/3, 1991, S. 1903; Sbg. Kulturlex., ed. A. Haslinger – P. Mittermayr, 2. Aufl. 2001; Sbg. LA, Salzburg, Sbg.; UA, Wien.
Autor: (D. Angetter)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 13 (Lfg. 59, 2007), S. 4f.
geboren in Salzburg
gestorben in Salzburg

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