Speckbacher, Josef

Speckbacher Josef, Landesverteidiger und Bauer. Geb. Gnadenwald (Tirol), 13. 7. 1767; gest. Hall (Hall in Tirol, Tirol), 28. 3. 1820.

Sohn eines Bauern, Vater von Andreas, Großonkel von Caspar S. (beide s. d.). Früh verwaist, erhielt S. nur zwei Jahre Schulunterricht und konnte sich erst später Kenntnisse im Lesen und Schreiben aneignen. Er mußte sich als Hirte verdingen, war daneben als Wilderer gefürchtet und wurde schließl. Arbeiter in der Haller Saline. 1794 ehel. er Maria Schmiederer, die den Schmiedererhof in Rinn besaß – weshalb er später „Mann von Rinn“ genannt wurde –, war als Bauer tätig und wurde Ausschußmitgl. des Landgerichts Sonnenburg. Bereits 1797 und 1800 zog er mit den Tiroler Landesverteidigern ins Feld, 1805 diente er in der Milizkomp. der Stadt Innsbruck. Erst 1809 konnte S. seine Führungsqualitäten und strateg. Begabung beweisen, nachdem er, von Andreas Hofer mit einem Kmdo. betraut, zwischen April und Juli wesentl. Anteil an den Kämpfen im Unterinntal hatte. Im April eroberten S. und seine Schützen die Innbrücke bei Volders, erstürmten das dortige Kloster, nahmen die Stadt Hall ein und waren Ende Mai auch maßgebl. an der Besetzung Innsbrucks beteiligt. Als Ende Juli 1809 die österr. Truppen Tirol räumen mußten, wurde auch S. aufgefordert, das Land zu verlassen. Von Hofer jedoch neuerl. als Unterkmdt. im Unterinntal eingesetzt, kommandierte S. im August 1809 den rechten Flügel der Tiroler in der siegreichen (vierten) Schlacht am Berg Isel, in deren Folge die Bayern Innsbruck erneut räumen mußten. Danach eroberte er nochmals die Stadt Hall, drang bis Schwaz vor und zog in den Pinzgau, wo er gem. mit Haspinger (s. d.) die Bevölkerung ebenfalls zum Aufstand bewegen wollte. Im Oktober wurde er bei Melleck am Steinpaß vernichtend geschlagen; er verlor 300 Mann, wurde selbst verwundet und entging nur knapp der Gefangenschaft. S. verfolgte nun eine defensive Strategie im Zillertal, mußte aber bald erkennen, daß die Übermacht zu groß war. Nach der erneuten Besetzung Innsbrucks durch die Bayern im Oktober 1809 entließ S. seine Mannschaft, begann aber bald danach, diese auf Betreiben Hofers wieder zu sammeln. In der letzten Schlacht am Berg Isel Anfang November 1809 konnte auch er die Niederlage nicht mehr aufhalten. Da ein Kopfgeld auf ihn ausgesetzt wurde, mußte S. flüchten und sich monatelang in Tirol verstecken, ehe er im Sommer 1810 Wien erreichte, wo er vom K. ausgez. wurde, eine Ehrenpension von 1.000 fl. erhielt und zum Mjr. ernannt wurde. Da das bayer. Gen.kommissariat noch 1813 eine Kopfprämie auf ihn aussetzte, konnte er erst nach der Wiedervereinigung Tirols mit Österr. 1814 in die Heimat zurückkehren. Die Verwundung von Melleck hatte jedoch seine Gesundheit so stark erschüttert, daß S. das Gut in Rinn verkaufen mußte und sich in Hall ansiedelte, wo er vermutl. an den Folgen seiner Verletzung starb. Seine sterbl. Überreste wurden 1858 auf k. Anordnung in die Innsbrucker Hofkirche überführt. S.s Andenken ist bis heute im kollektiven Gedächtnis Tirols lebendig geblieben.


Literatur: Wurzbach; Taschenbuch für die vaterländ. Geschichte 3, 1844, S. 137ff.; J. G. Mayr, Der Mann von Rinn (J. S.) und die Kriegsereignisse in Tirol 1809, 1851 (m. B.); W. Kuk, J. S., 1885 (m. B.); H. Schletterer, J. S., der Mann von Rinn, 2. Aufl. 1885; H. Schmölzer, A. Hofer und seine Kampfgenossen, 1905, S. 37ff. (m. B.); E. Kiechl, J. S. (= Anno Neun 29–30), 1912 (m. B.); M. Mayr, in: Forschungen und Mitt. zur Geschichte Tirols und Vbg. 12, 1915, S. 166ff.; J. Metzler, in: Tiroler Heimatbll. 43, 1968, S. 57f.; G. Pfaundler-Spat, Tirol-Lex., neubearb. Aufl. 2005.
Autor: (R. Schober)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 13 (Lfg. 59, 2007), S. 12
geboren in Gnadenwald
gestorben in Hall in Tirol („Solbad Hall“)

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