Slama, František

Slama František, Ps. Ladislav Choteborský, Al. Bor, František Ladislav, Frano, Politiker, Jurist und Schriftsteller. Geb. Chotebor, Böhmen (Tschechien), 3. 11. 1850; gest. Brünn, Mähren (Brno, Tschechien), 25. 4. 1917.

– Sohn eines Kaufmanns und Tabakhändlers. S. besuchte 1861–69 das Gymn. in Deutschbrod (Havlíckuv Brod) und Prag, legte 1869 die Matura in Preßburg ab und stud. bis 1874 Jus an der Univ. Budapest, danach 1875–76 in Agram; 1877 Dr. jur. der Univ. Agram. Bereits in Budapest wirkte er neben dem Stud. als Journalist der Oppositionsztg. „Slovenské noviny“ und als Korrespondent der „Národní listy“. 1876–1912 war er als Jurist in mehreren Gerichtsorten tätig, zuletzt ab 1897 als LGR (ab 1907 als OLGR) beim Landesgericht in Brünn. S. verstand sich als Vertreter der Interessen der tschech. Bevölkerung Schlesiens; so entfaltete er eine intensive Tätigkeit als Organisator und Propagator mehrerer tschech. Ver. und publ. daneben über Geschichte, Volk und Kultur in Schlesien. 1886 gab er sein Hauptwerk, „Vlastenecké putování po Slezsku“, heraus. Außerdem verf. er u. a. eine volkstüml. Geschichte des Teschener Gebiets und stellte einen Führer über die Slowakei zusammen. 1891 gründete er in Troppau (Opava) gem. mit František Stratil den Verlag Slezská kronika, in dem er eine Reihe hist. Erz., Romane und humorist. Prosastücke hrsg. Als Politiker gehörte S. der Nationalen Freisinnigen Partei an; 1891–1911 war er RR-Abg. und 1895–1907 böhm. LT-Abg. sowie mehrmals Mitgl. der Delegation. Im RR setzte sich S., der als ausgez. Redner auffiel, v. a. für die nationale Gleichberechtigung im Schulunterricht ein. 1915 wurde er wegen angebl. staatsfeindl. Verhaltens inhaftiert und angeklagt, 1916 jedoch in letzter Instanz freigesprochen. Daneben war S. auch auf ökonom. Gebiet tätig, u. a. als Mitbegründer der Mähr.-Schles. Bank in Brünn, deren Geschicke er als Vize-Präs. bzw. Präs. des Verwaltungsrats wesentl. mitgestaltete.


Werke: s. u. V. Ficek, in: Slezský sborník.
Literatur: Národní listy, 26. 4. 1917; Freund, 1907 (m. B.); Lišková; Otto; Otto, Erg.bd.; V. Martínek, F. S., slezský buditel, slezský lidový spisovatel, 1920; V. Ficek, in: Slezský sborník 48, 1950, S. 417ff., 503ff., 509ff. (m. B. und W.); ders., in: Historické štúdie, 1957, S. 339ff.; ders., in: Biografický slovník širšího Ostravska 2 (= Rada interních tisku Slezského ústavu CSAV 9), 1976; Biografický slovník Slezska a severní Moravy 11, 1998 (m. W. und L.); R. Luft, Parlamentar. Führungsgruppen und polit. Strukturen in der tschech. Ges. 1907–14, 1–2, phil. Diss. Mainz, 2001 (m. W. und L.).
Autor: (E. Šefcík – F. Spurný)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 12 (Lfg. 57, 2004), S. 346f.
geboren in Chotěboř
gestorben in Brünn

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