Smarzewski, Seweryn von

Smarzewski Seweryn von, Politiker und Gutsbesitzer. Geb. Myslatycze, Galizien (Myšljatyci, Ukraine), 18. 2. 1818; gest. Wien, 16. 3. 1888; röm.-kath.

– Sohn von Marcin S. (s. u.). S., der nach privaten Stud. in Lemberg u. a. 1836/37 an der Techn. Abt. des Polytechn. Inst. in Wien inskribiert war, trat im Zuge der 1848er Revolution erstmals ins polit. Rampenlicht. Als Mitgl. des Lemberger „Nationalrats“ sowie des Wr. bzw. Kremsierer Reichstags, wo er auch als Obmann der poln. Fraktion agierte, gehörte er zum linken Flügel und setzte sich u. a. für die entschädigungslose Aufhebung der Grundlasten ein, die er zuvor bereits auf seinen Gütern durchgeführt hatte. Nach der neoabsolutist. Ära wirkte er erneut als Parlamentarier sowohl 1861–88 im galiz. LT (Landesausschuß 1867–70), wo er u. a. die „Galizische Resolution“ (1868) mitgestaltete, als auch 1871–88 im RR (Mitgl. der Delegation 1873–79), dessen Beschickung er zunächst abgelehnt hatte. Im Abg. haus trat S. als Führer des Agrarverbands (1879), als Generalberichterstatter für das Staatsbudget (1880) sowie innerhalb des Polenklubs als Parteigänger des liberaldemokrat. Flügels in Erscheinung. Neben seinem polit. Engagement setzte er sich auch für die Förderung der galiz. Wirtschaft, u. a. als Präs. der Lemberger landwirtschaftl. Ges., ein. Sein Vater, Marcin S. (geb. Izdebnik, Galizien/Polen, 1788; gest. Lemberg, Galizien / L’viv, Ukraine, 23. 7. 1866), stud. bis 1809 an der Univ. Lemberg Jus, trat dann in die Armee ein und nahm 1809–14 an den Napoleon. Kriegen teil. Danach widmete er sich der Bewirtschaftung seiner Güter in Myslatycze. Während des „Novemberaufstands“ (1830/31)war er als Obst. kurzfristig wieder militär. aktiv, 1848 wurde er nochmals als Organisator der Nationalgarde im Kreis Przemysl reaktiviert. Daneben war Marcin S. auch schriftsteller. tätig.


Literatur: NFP, 16. (A.), Gazeta Narodowa, 18. 3. 1888; Hahn, 1873, 1879, 1885; PSB (m. L.); G. Kolmer, Parlament und Verfassung in Österr. 3, 1905, s. Reg.; Archiv der TU, Wien. – Marcin S.: PSB (m. L.); Wurzbach.
Autor: (H. Binder – Ch. Mentschl)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 12 (Lfg. 58, 2005), S. 364f.
geboren in Myshlyatychi
gestorben in Wien

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